Deutsche Tageszeitung - Behandlung nach Kokainmissbrauch: Zahl von Patienten mehr als verdreifacht

Behandlung nach Kokainmissbrauch: Zahl von Patienten mehr als verdreifacht


Behandlung nach Kokainmissbrauch: Zahl von Patienten mehr als verdreifacht
Behandlung nach Kokainmissbrauch: Zahl von Patienten mehr als verdreifacht / Foto: © AFP/Archiv

Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl der Menschen mehr als verdreifacht, die wegen Kokainmissbrauchs in ärztlicher Behandlung sind. Dies geht aus einer am Freitag veröffentlichten Auswertung des Barmer-Instituts für Gesundheitssystemforschung hervor. Demnach gab es im Jahr 2013 bundesweit 19.700 Patientinnen und Patienten und 2023 bereits 65.000 - ein Plus von 230 Prozent.

Textgröße ändern:

Bei einem Großteil der Patienten im vergangenen Jahr handelte es sich um Männer - dies waren 50.600. Dabei waren besonders häufig jene zwischen 20 und 39 Jahren sowie 40 und 59 Jahren betroffen. Hier gab es 29.700 beziehungsweise 18.100 Patienten.

Der Analyse zufolge gab es zudem große regionale Unterschiede bei der Zahl der Patientinnen und Patienten, die wegen übermäßigen Kokainkonsums behandelt werden müssen. An erster Stelle stand demnach im vergangenen Jahr Nordrhein-Westfalen mit 15.280 Betroffenen, gefolgt von Niedersachsen mit 7760 und Berlin mit 7230.

Die wenigsten Betroffenen gab es im Saarland mit 490, in Thüringen mit 810 und in Mecklenburg-Vorpommern mit 960 Frauen und Männern. Dabei habe es in allen Bundesländern im Zehnjahresvergleich teils "enorme Zuwächse" gegeben, hieß es in der Auswertung. In Sachsen verzehnfachten sich die Patientenzahlen demnach beinahe, von 100 auf 980 Betroffenen. Die geringste Steigerung gab es in Hamburg, wo sich die Zahl von 2680 auf 5500 etwa verdoppelte.

"Die enorme Zunahme an Behandlungen wegen Kokainmissbrauchs ist alarmierend", erklärte Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer, zu den Zahlen. "Das wahre Ausmaß wird noch viel größer sein, da wir nur den Bruchteil der Betroffenen in ärztlicher Behandlung sehen." Die aktuelle Kriminalstatistik zeige, dass die Zahl der Kokaindelikte seit 2023 um gut 27 Prozent gestiegen sei und damit einen neuen Höchststand erreicht habe.

Der vergleichsweise starke Kokainkonsum bei jungen Männern könnte Marschall zufolge "auf einen massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen". Denn Kokain habe einen stimulierenden und aufputschenden Effekt. In ganz jungen Jahren oder im Alter spiele Kokain als Suchtmittel hingegen nur eine untergeordnete Rolle, erklärte Marschall. Jüngere Menschen hätten häufig nicht die finanziellen Mittel, um sich die teure Droge zu beschaffen. Hier sei der Konsum von Cannabis eher verbreitet. Bei älteren Menschen stünden der Alkohol- und Medikamentenmissbrauch im Vordergrund.

(A.Stefanowych--DTZ)

Empfohlen

"Wir verlieren jeden Tag Leben": Lauterbach verteidigt Krankenhausreform

Vor der Abstimmung im Bundesrat am Freitag hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die geplante Krankenhausreform verteidigt. "Wir verlieren jeden Tag Leben, weil wir nicht genug spezialisiert sind", sagte er am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Daher seien Investitionen und auch Schließungen einzelner Kliniken nötig.

Urteil in Maskenstreit von Weimar: BGH bestätigt Bewährungsstrafe gegen Amtsrichter

Am Bundesgerichtshof (BGH) ist am Mittwoch ein langer Rechtsstreit aus der Pandemiezeit zu Ende gegangen. Der zweite Strafsenat in Karlsruhe bestätigte das Urteil gegen einen Amtsrichter aus dem thüringischen Weimar wegen Rechtsbeugung. Christian D. hatte demnach sein Richteramt missbraucht, als er im April 2021 im Eilverfahren an zwei Schulen die Coronaschutzmaßnahmen kippte. (Az. 2 StR 54/24)

Arbeitgeber sehen Eskalation in Tarifstreit für Ärzte an kommunalen Kliniken

Im Tarifstreit der Ärzte an kommunalen Kliniken in Deutschland haben die Arbeitgeber der Gewerkschaft Marburger Bund mit Blick auf die eingeleitete Urabstimmung eine Eskalation vorgeworfen. Statt rational zu schauen, was sinnvoll und machbar sei, werde die Eskalation gesucht, erklärte die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) am Dienstagabend. Die Gewerkschaft hatte zuvor eine Urabstimmung über Arbeitskampfmaßnahmen im kommenden Jahr beschlossen.

Pflegedauer verdoppelt sich im Schnitt - Höhere Kosten erwartet

Menschen in Deutschland sind immer länger pflegebedürftig. In den kommenden Jahren wird sich die durchschnittliche Pflegedauer nahezu verdoppeln, wie aus dem am Montag in Berlin veröffentlichten Pflegereport der Barmer-Krankenversicherung hervorgeht. Zudem wird die Pflege teurer. Wegen der gestiegenen Kosten mahnen die Barmer sowie Sozialverbände Reformen in der Pflege an. Patientenschützer fordern, dass der Staat mit Steuergeld einspringt.

Textgröße ändern: