Deutsche Tageszeitung - Schutz vor Gebärmutterhalskrebs: Rückgang von HPV-Impfung bei Kindern

Schutz vor Gebärmutterhalskrebs: Rückgang von HPV-Impfung bei Kindern


Schutz vor Gebärmutterhalskrebs: Rückgang von HPV-Impfung bei Kindern
Schutz vor Gebärmutterhalskrebs: Rückgang von HPV-Impfung bei Kindern / Foto: © AFP/Archiv

Trotz Empfehlungen sind Impfungen gegen das humane Papillomavirus (HPV) bei Kindern zum Schutz gegen bestimmte Krebsarten deutlich zurückgegangen. 40 Prozent der Mädchen sind mit 14 Jahren nicht gegen den häufigsten Auslöser von Gebärmutterhalskrebs geimpft, wie die Krankenkasse Barmer in ihrem am Dienstag veröffentlichten Arzneimittelreport berichtete. Das seien pro Jahr 150.000 Mädchen.

Textgröße ändern:

Zwischen 2021 und 2022 ging die Impfrate demnach um 23,5 Prozent zurück. Im Vergleich zum Rekordjahr 2015 waren es sogar 37 Prozent weniger. "Das humane Papillomavirus ist für die Hälfte aller virusbedingten bösartigen Tumore und für fast hundert Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich", erklärte Barmer-Chef Christoph Straub. Eine HPV-Impfung könne diese Krebserkrankungen verhindern.

Bei 175 von einer Million Frauen zwischen 40 und 49 Jahren wurde ein bösartiger Tumor an der Gebärmutter neu diagnostiziert. Gebärmutterhalskrebs wird fast immer durch eine HPV-Infektion verursacht.

Junge Frauen erkranken den Daten zufolge hingegen deutlich seltener. Bei den 20- bis 29-Jährigen wurden 2022 sieben Fälle pro einer Million Frauen in dieser Altersgruppe diagnostiziert. 2011 lag der Wert noch bei 23 Neuerkrankungen. Bei Frauen zwischen 30 und 39 Jahren, die noch nicht von einer HPV-Impfung im Kindesalter profitieren konnten, sei dieser Effekt nicht zu beobachten: 2011 lag die Zahl der Neuerkrankten bei 95 und im Jahr 2022 bei 120 je eine Million Frauen.

Auch Jungen profitieren demnach von der Impfung, da sie vor HPV-bedingten Tumorerkrankungen geschützt sind. Auch bei ihnen gibt es dem Report zufolge aber noch Nachholbedarf. Nur 25 Prozent der 13-jährigen Jungen sind vollständig gegen HPV geimpft. Auch bei ihnen ging die Impfquote zwischen 2021 und 2022 deutlich zurück.

Bei den Impfquoten gibt es teils deutliche Unterschiede zwischen den Ländern. In Sachsen-Anhalt sind 75,7 Prozent der 17-jährigen Mädchen vollständig geimpft. Auf dem zweiten Platz folgen Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg mit 71,8 Prozent und 71,5 Prozent. Schlusslichter sind Bayern, Bremen und Baden-Württemberg mit 51,3 beziehungsweise 54,2 und 55,2 Prozent. Während nur 12,5 Prozent der Mädchen in Sachsen-Anhalt komplett ungeimpft sind, betrifft dies in Bayern 32,5 Prozent.

Die Barmer forderte ein nachhaltiges Erinnerungssystem für Versicherte mit Impflücken. "Die Akzeptanz und Sensibilität für die HPV-Impfung muss weiter steigen, um die Impfrate deutlich zu verbessern", forderte Straub. Bei Jungen sei die HPV-Impfung genauso wichtig wie bei Mädchen, weil sie als Ungeimpfte beim Sex wesentliche Überträger seien, die Frauen mit HP-Viren infizierten.

Die Viren werden sexuell übertragen und können neben Gebärmutterhalskrebs auch Krebs im Mund-Rachen-Raum, an weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen und im After verursachen. Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen. Eine Impfung sollte idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen.

(W.Uljanov--DTZ)

Empfohlen

"Da geht es um alles": Lauterbach wirbt vor Bundesratsvotum für Klinikreform

Vor der entscheidenden Abstimmung im Bundesrat hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor dem Scheitern der Krankenhausreform gewarnt. "Da geht es um alles", schrieb Lauterbach am Donnerstag im Netzwerk X mit Blick auf das Votum der Länderkammer. "Die Reform würde durch mehr Spezialisierung jeden Tag Menschen das Leben retten." Ob die Länder das Reformgesetz am Freitag passieren lassen, war allerdings unklar. Vor allem die unionsgeführten Bundesländer leisten Widerstand.

Deutlich weniger Kinder und Jugendliche mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in Deutschland mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus landeten, ist 2023 deutlich zurückgegangen. Bundesweit sei im Vergleich zu 2022 ein Rückgang um 19 Prozent zu verzeichnen, teilte die Krankenkasse DAK-Gesundheit am Donnerstag in Hamburg mit. Sie bezog sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamts.

"Wir verlieren jeden Tag Leben": Lauterbach verteidigt Krankenhausreform

Vor der Abstimmung im Bundesrat am Freitag hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die geplante Krankenhausreform verteidigt. "Wir verlieren jeden Tag Leben, weil wir nicht genug spezialisiert sind", sagte er am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Daher seien Investitionen und auch Schließungen einzelner Kliniken nötig.

Urteil in Maskenstreit von Weimar: BGH bestätigt Bewährungsstrafe gegen Amtsrichter

Am Bundesgerichtshof (BGH) ist am Mittwoch ein langer Rechtsstreit aus der Pandemiezeit zu Ende gegangen. Der zweite Strafsenat in Karlsruhe bestätigte das Urteil gegen einen Amtsrichter aus dem thüringischen Weimar wegen Rechtsbeugung. Christian D. hatte demnach sein Richteramt missbraucht, als er im April 2021 im Eilverfahren an zwei Schulen die Coronaschutzmaßnahmen kippte. (Az. 2 StR 54/24)

Textgröße ändern: