Pflegekräfte wollen neben mehr Geld zahlreiche weitere Verbesserungen
Pflegekräfte wünschen sich im Beruf nicht nur eine angemessene Bezahlung und eine bessere Personaldecke. Sie wollen auch mehr Unterstützung bei der Kinderbetreuung, verlässliche Dienstpläne und Entlastung durch Digitalisierung, wie eine am Freitag zum Tag der Pflegenden veröffentlichte Studie des Bundesgesundheitsministeriums ergab. Minister Karl Lauterbach (SPD) betonte die Notwendigkeit, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern. Die Stiftung Patientenschutz forderte Entlastungen auch für pflegende Familienangehörige.
Der Studie zufolge halten viele der befragten Pflegekräfte auch das Arbeitsklima und den Führungsstil von Vorgesetzten für deutlich verbesserungswürdig. Das Ministerium hatte die Studie zur Zufriedenheit in der Akut- und Langzeitpflege bereits 2020 beauftragt. Befragt und teilweise einzeln interviewt wurden mehr als 5500 beruflich Pflegende sowie Auszubildende im dritten Ausbildungsjahr.
"Der Wunsch nach einer angemessenen Bezahlung, einer am Pflegeaufwand ausgerichteten Personaldecke und einer besseren digitalen Ausstattung ist berechtigt", betonte Lauterbach. Der Alltag in der Pflege werde zu stark durch ökonomische Zwänge bestimmt. "Niemand will im Akkord arbeiten. Erst recht nicht in der Pflege."
Lauterbach verwies darauf, dass die Bezahlung auf Tarifniveau in der Langzeitpflege zur Pflicht geworden sei. "Jetzt müssen die Arbeitsbedingungen besser werden", so der Minister. "Wir treffen klare bundeseinheitliche Vorgaben zur Personalbemessung und digitalisieren das Gesundheitswesen." Aber auch die Arbeitgeber müssten mehr tun, um Fach- und Hilfskräfte zu halten.
Die Studie ergab, dass eine angemessene Bezahlung für nahezu alle Pflegenden wesentlich ist. Die Mehrheit der beruflich Pflegenden will zudem einen digital unterstützten Arbeitsplatz. 80 Prozent wollen etwa einen stabilen Internetzugang am Arbeitsplatz. Die Einführung der elektronischen Patientenakte zur Unterstützung der Pflege wünschen rund 75 Prozent.
Fast 90 Prozent der Befragten halten zudem eine am tatsächlichen Pflegebedarf ausgerichtete Personalzusammensetzung für dringend notwendig. Dass Hilfskräfte die Arbeit der Pflegekräfte unterstützen, wird von mehr als 80 Prozent der beruflich Pflegenden begrüßt. Das Ministerium verweist in dem Zusammenhang darauf, dass ab Juli für vollstationäre Pflegeeinrichtungen bundeseinheitliche, an der Bewohnerstruktur und dem Pflegebedarf ausgerichtete Personalvorgaben gelten.
Für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf nannten die Befragten als mögliche Unterstützungsangebote eine Betriebskita, Ferienbetreuung, Abhol- und Bringdienste für Schul- und Kita-Kinder sowie Hausaufgabenbetreuung. Das Bundesgesundheitsministerium verweist darauf, dass zur Unterstützung solcher Maßnahmen ein Förderprogramm ins Leben gerufen wurde: Angebote von Arbeitgebern können mit bis zu 7500 Euro jährlich bezuschusst werden.
Der Sozialverband Awo forderte, die geplanten sogenannten Springerpools schnell aufzubauen, um das ständige Einspringen von Pflegekräften zu beenden und deren Erholung zu sichern. Diese Pools sollten "aber vor allem auch die umstrittene Leiharbeit in der Pflege ablösen", erklärte Awo-Präsidentin Kathrin Sonnenholzner.
Die Stiftung Patientenschutz mahnte, "der größte Pflegedienst Deutschlands" dürfe nicht vergessen werden. Ohne pflegende Familienangehörige "wäre das System Altenpflege schon längst kollabiert", erklärte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Für die häusliche Versorgung von über vier Millionen Pflegebedürftigen sehe die geplante Pflegereform aber keine Entlastungen vor. Gebraucht werde ein Rechtsanspruch auf Verhinderungs- und Kurzzeitpflege sowie die Erhöhung des Pflegegelds um mindestens 340 Euro monatlich, forderte Brysch.
Der Internationale Tag der Pflege geht zurück auf die britische Krankenschwester Florence Nightingale, deren Dienste den Grundstein für die moderne Pflege legten. Sie wurde am 12. Mai 1820 geboren.
(P.Vasilyevsky--DTZ)