Deutsche Tageszeitung - Expertin: "Deutschland ist nicht auf Hitzewellen vorbereitet"

Expertin: "Deutschland ist nicht auf Hitzewellen vorbereitet"


Expertin: "Deutschland ist nicht auf Hitzewellen vorbereitet"
Expertin: "Deutschland ist nicht auf Hitzewellen vorbereitet" / Foto: © AFP/Archiv

Die Bundesrepublik ist nach Einschätzung von Experten nicht für große Hitzewellen gerüstet. "Deutschland ist nicht vorbereitet", sagte Franziska Matthies-Wiesler vom Helmholtz Zentrum München am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Es gebe keine übergreifende gesetzliche Regelung, um auf solche klimabedingten Gesundheitsrisiken zu reagieren. Der Gesundheitsgefährdung durch Hitze müsse mehr Priorität eingeräumt werden.

Textgröße ändern:

Durch den Klimawandel mitverursachte Überschwemmungen wie im Ahrtal seien in der Öffentlichkeit sehr präsent. "Hitzetote sterben leise", sagt Matthies-Wiesler.

Kaum ein großes Krankenhaus oder eine Universitätsklinik in Deutschland verfüge über konkrete Maßnahmepläne für den Hitzeschutz. Matthies-Wiesler sieht darin eine "echte große Lücke". "Es geht darum, Patientinnen und Patienten zu schützen und diejenigen, die dort arbeiten", sagt die Biologin und Epidemiologin. Empfehlungen allein reichten nicht aus.

Nur wenige Kommunen wie zum Beispiel Erfurt, Dresden oder Mannheim hätten bislang Hitzeaktionspläne umgesetzt. In dem meisten Fälle gelang es demnach nicht, Akteure aus dem Gesundheitsbereich, wie Ärzteschaft, Pflege, Krankenhäuser und Rettungsdienste einzubinden.

Das vor kurzem in Berlin gestartete Aktionsbündnis Hitzeschutz, bei dem Ärztekammer und Senatsverwaltung mit Experten eng zusammenarbeiten, sieht Matthies Wiesler als "Vorbild für andere Kommunen". Gerade in Städten, die durch Bebauung und Versiegelung Wärme stärker speichern und nachts weniger auskühlen, seien Maßnahmepläne notwendig, weil der Hitzeeffekt dort die Gesundheitsprobleme verstärke.

Die Pandemie hat nach Einschätzung der Expertin vom Deutschen Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt die Probleme noch vergrößert, weil sich die Risikogruppen bei Corona und Hitze "überschneiden". "Die Empfehlung, dass zum Beispiel mobile Pflegedienste oder Nachbarn bei Hitzewellen nach den älteren Menschen schauen, waren zumindest im Lockdown-Sommer 2020 nicht umsetzbar", sagt Matthies-Wiesler.

Zudem arbeite das Klinikpersonal mit Schutzkleidung und Masken in Corona-Zeiten selbst unter erschwerten Bedingungen. Nicht zuletzt fehle es aktuell in den Kliniken wegen Corona-Erkrankungen und anderer Infektionen an Personal, um etwa bei besonders hohen Temperaturen zusätzlich nach den Patienten zu schauen. "Es geht nicht nur darum, Getränke bereit zu stellen, sondern bei hilfebedürftigen Patienten auch zu schauen, ob sie tatsächlich trinken." Das gelte auch für Pflegeheime.

(G.Khurtin--DTZ)

Empfohlen

"Da geht es um alles": Lauterbach wirbt vor Bundesratsvotum für Klinikreform

Vor der entscheidenden Abstimmung im Bundesrat hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor dem Scheitern der Krankenhausreform gewarnt. "Da geht es um alles", schrieb Lauterbach am Donnerstag im Netzwerk X mit Blick auf das Votum der Länderkammer. "Die Reform würde durch mehr Spezialisierung jeden Tag Menschen das Leben retten." Ob die Länder das Reformgesetz am Freitag passieren lassen, war allerdings unklar. Vor allem die unionsgeführten Bundesländer leisten Widerstand.

Deutlich weniger Kinder und Jugendliche mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in Deutschland mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus landeten, ist 2023 deutlich zurückgegangen. Bundesweit sei im Vergleich zu 2022 ein Rückgang um 19 Prozent zu verzeichnen, teilte die Krankenkasse DAK-Gesundheit am Donnerstag in Hamburg mit. Sie bezog sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamts.

"Wir verlieren jeden Tag Leben": Lauterbach verteidigt Krankenhausreform

Vor der Abstimmung im Bundesrat am Freitag hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die geplante Krankenhausreform verteidigt. "Wir verlieren jeden Tag Leben, weil wir nicht genug spezialisiert sind", sagte er am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Daher seien Investitionen und auch Schließungen einzelner Kliniken nötig.

Urteil in Maskenstreit von Weimar: BGH bestätigt Bewährungsstrafe gegen Amtsrichter

Am Bundesgerichtshof (BGH) ist am Mittwoch ein langer Rechtsstreit aus der Pandemiezeit zu Ende gegangen. Der zweite Strafsenat in Karlsruhe bestätigte das Urteil gegen einen Amtsrichter aus dem thüringischen Weimar wegen Rechtsbeugung. Christian D. hatte demnach sein Richteramt missbraucht, als er im April 2021 im Eilverfahren an zwei Schulen die Coronaschutzmaßnahmen kippte. (Az. 2 StR 54/24)

Textgröße ändern: