Medizinisches Cannabis verbessert in 70 Prozent der Fälle Lebensqualität der Patienten
Die seit fünf Jahren mögliche Verordnung von medizinischem Cannabis hat in 70 Prozent der Fälle zu einer verbesserten Lebensqualität für die Patienten geführt. Das geht aus einem am Mittwoch in Bonn veröffentlichten Bericht des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vor. In fast drei Viertel der Fälle besserten sich durch die Cannabisarzneimittel die Symptome.
In Deutschland ist die Verordnung von medizinischem Cannabis, Cannabisblüten oder Cannabisextrakten seit 2017 auf Rezept möglich. Verwendet werden Cannabisextrakte, Cannabisblüten oder einzelne Cannabinoide - das sind Mittel auf Cannabisbasis. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten nur, wenn eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt, für die andere Behandlungsmethoden bereits ausgeschöpft sind.
Das BfArM wertete anonymisierte Daten zu rund 21.000 Behandlungen mit Cannabisblüten und -extrakten sowie Fertigarzneimitteln aus. Mit Cannabisarzneimitteln behandelte Patientinnen und Patienten waren demnach im Durchschnitt 57 Jahre alt und in der Mehrzahl weiblich (54 Prozent).
Mehr als drei Viertel (76,4 Prozent) der Behandlungen erfolgten demnach aufgrund chronischer Schmerzen. Weitere häufig behandelte Symptome waren Spastik (9,6 Prozent), Gewichtsabnahme (5,1 Prozent) sowie Übelkeit und Erbrechen (2,2 Prozent). In 14,5 Prozent der Fälle lag eine Krebserkrankung vor, in 5,9 Prozent Multiple Sklerose.
Eine Besonderheit stellt dem Bericht zufolge die Behandlung mit Cannabisblüten dar. Hier lag das Durchschnittsalter mit 45,5 Jahren deutlich niedriger, zudem waren mehr als zwei Drittel der Behandelten männlich. Bezogen auf den THC-Gehalt werden diese Patientinnen und Patienten auch mit einer vielfach höheren Dosis therapiert. Tetrahydrocannabinol (THC) ist eine psychoaktive Substanz, die in Hanfpflanzen vorkommt und neben Cannabidiol (CBD) einer der wichtigsten Inhaltsstoffe ist. THC wird der Hauptanteil der berauschenden Wirkung zugesprochen.
Mit Cannabisblüten Behandelte bewerten den Therapieerfolg der Studie zufolge grundsätzlich höher, brechen die Therapie seltener ab und geben seltener Nebenwirkungen an. Zugleich werde der Effekt einer euphorisierenden Wirkung dreimal häufiger genannt als bei den anderen Cannabisarzneimitteln. Angesichts der sehr hohen THC-Dosen, des hohen Männeranteils und des geringen Durchschnittsalters rät das BfArM Ärztinnen und Ärzten, "die Gefahr von Missbrauch und Abhängigkeit bei der Therapieplanung mit Cannabisblüten" zu beachten.
(P.Tomczyk--DTZ)