Deutsche Tageszeitung - WHO prüft Ausrufung von internationalem Gesundheitsnotstand wegen Affenpocken

WHO prüft Ausrufung von internationalem Gesundheitsnotstand wegen Affenpocken


WHO prüft Ausrufung von internationalem Gesundheitsnotstand wegen Affenpocken
WHO prüft Ausrufung von internationalem Gesundheitsnotstand wegen Affenpocken / Foto: © AFP

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will die Ausrufung eines internationalen Gesundheitsnotstands wegen der zunehmenden Verbreitung der Affenpocken prüfen. Für den 23. Juni sei eine Dringlichkeitssitzung des Notfallkomitees zu diesem Thema einberufen worden, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstag vor Journalisten in Genf. "Der Affenpocken-Ausbruch ist ungewöhnlich und beunruhigend."

Textgröße ändern:

Die WHO überlegt zudem, den Namen des Virus zu ändern. Vorschläge für neue Namen sollten sobald wie möglich erfolgen, sagte Terdros. Zuvor hatten 30 Wissenschaftler einen "nicht diskriminierenden" und "nicht stigmatisierenden" Namen gefordert.

Bisher wurden der WHO mehr als 1600 Affenpocken-Fälle in 39 Ländern gemeldet. Darunter befinden sich 32 Länder außerhalb ihres eigentlichen Verbreitungsgebietes - also aus Staaten, in denen das Virus nicht endemisch ist. In diesen 32 Ländern gab es den Angaben zufolge bisher keinen durch die Krankheit ausgelösten Todesfall - anders als in den Ländern, wo die Affenpocken endemisch sind, wie etwa Nigeria oder die Demokratische Republik Kongo. In diesen Ländern wurden 72 Todesfälle registriert.

Die Situation erfordere eine "koordinierte Reaktion" der gesamten Welt, sagte Tedros. Internationale Experten "werden uns helfen, das Virus besser zu verstehen". Zur Bekämpfung einer weltweiten Ausbreitung empfiehlt die WHO demnach "bewährte Instrumente des öffentlichen Gesundheitswesens wie Überwachung, Kontaktverfolgung und die Isolierung von Infizierten".

Die nun erwogene "Gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite" - so der offizielle Begriff - wird laut WHO-Regularien bei einem "ernsten, plötzlichen, ungewöhnlichen und unerwarteten" Gesundheitsproblem ausgerufen, das sich in andere Länder ausbreiten kann. Damit werden internationale Maßnahmen aktiviert.

Bei Affenpocken handelt es sich um eine weniger gefährliche Verwandte der seit etwa 40 Jahren ausgerotteten Pocken. Die Krankheit beginnt mit hohem Fieber und entwickelt sich schnell zu einem Hautausschlag mit Krustenbildung. Es existieren Impfstoffe gegen die Krankheit.

Die Europäische Union sicherte sich bereits rund 110.000 Impfdosen gegen die Affenpocken. Darüber wurde ein Vertrag mit dem deutsch-dänischen Hersteller Bavarian Nordic geschlossen, wie die EU-Kommission am Dienstag mitteilte. Das Vakzin ist für die Pocken zugelassen, soll aber auch gegen Affenpocken wirksam sein.

Die WHO veröffentlichte ihrerseits vorläufige Richtlinien für die Verabreichung von Impfstoffen gegen das Virus. Zum jetzigen Zeitpunkt empfiehlt sie demnach keine "Massenimpfung". Die Entscheidung, Impfstoffe zu verabreichen, müsse "auf der Grundlage einer Risiko-Nutzen-Bewertung von Fall zu Fall getroffen werden", erklärte die Organisation.

(P.Vasilyevsky--DTZ)

Empfohlen

"Da geht es um alles": Lauterbach wirbt vor Bundesratsvotum für Klinikreform

Vor der entscheidenden Abstimmung im Bundesrat hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor dem Scheitern der Krankenhausreform gewarnt. "Da geht es um alles", schrieb Lauterbach am Donnerstag im Netzwerk X mit Blick auf das Votum der Länderkammer. "Die Reform würde durch mehr Spezialisierung jeden Tag Menschen das Leben retten." Ob die Länder das Reformgesetz am Freitag passieren lassen, war allerdings unklar. Vor allem die unionsgeführten Bundesländer leisten Widerstand.

Deutlich weniger Kinder und Jugendliche mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in Deutschland mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus landeten, ist 2023 deutlich zurückgegangen. Bundesweit sei im Vergleich zu 2022 ein Rückgang um 19 Prozent zu verzeichnen, teilte die Krankenkasse DAK-Gesundheit am Donnerstag in Hamburg mit. Sie bezog sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamts.

"Wir verlieren jeden Tag Leben": Lauterbach verteidigt Krankenhausreform

Vor der Abstimmung im Bundesrat am Freitag hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die geplante Krankenhausreform verteidigt. "Wir verlieren jeden Tag Leben, weil wir nicht genug spezialisiert sind", sagte er am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Daher seien Investitionen und auch Schließungen einzelner Kliniken nötig.

Urteil in Maskenstreit von Weimar: BGH bestätigt Bewährungsstrafe gegen Amtsrichter

Am Bundesgerichtshof (BGH) ist am Mittwoch ein langer Rechtsstreit aus der Pandemiezeit zu Ende gegangen. Der zweite Strafsenat in Karlsruhe bestätigte das Urteil gegen einen Amtsrichter aus dem thüringischen Weimar wegen Rechtsbeugung. Christian D. hatte demnach sein Richteramt missbraucht, als er im April 2021 im Eilverfahren an zwei Schulen die Coronaschutzmaßnahmen kippte. (Az. 2 StR 54/24)

Textgröße ändern: