Deutsche Tageszeitung - Barmer: Früherkennungsuntersuchungen in erstem Coronajahr stark eingebrochen

Barmer: Früherkennungsuntersuchungen in erstem Coronajahr stark eingebrochen


Barmer: Früherkennungsuntersuchungen in erstem Coronajahr stark eingebrochen
Barmer: Früherkennungsuntersuchungen in erstem Coronajahr stark eingebrochen / Foto: © AFP/Archiv

Die Zahl der Früherkennungsuntersuchungen ist im ersten Coronajahr um fast acht Millionen eingebrochen. Das geht aus Daten des aktuellen Arztreports der Barmer hervor, die der Nachrichtenagentur am Mittwoch vorlagen. Demnach gingen die Untersuchungen zur Früherkennung zwischen 2019 und 2020 von 33,2 Millionen auf 25,5 Millionen zurück. Dies entspricht einem Minus von 23 Prozent.

Textgröße ändern:

Allein bei der Hautkrebsfrüherkennung sank die Zahl der Tests von 8,7 Millionen im Jahr 2019 auf 6,9 Millionen im Jahr 2020 und bei den Tests auf verborgenes Blut im Stuhl zur Darmkrebsfrüherkennung von 3,6 Millionen auf etwa 2,8 Millionen. Der Rückgang beträgt hier in beiden Fällen jeweils mehr als 20 Prozent.

"Darmkrebs ist besonders tückisch, weil er lange Zeit symptomlos bleibt. Deshalb ist die Darmkrebsvorsorge besonders wichtig", erklärte Studienautor Joachim Szecsenyi vom Aqua-Institut in Göttingen. Gerade in Pandemiezeiten, in der Menschen aus Sorge vor einer Infektion nicht in die Arztpraxis gingen, sei ein niedrigschwelliger Zugang zu Früherkennungsuntersuchungen wichtig.

Die Zahl der sogenannten Checkups, das sind Gesundheitsuntersuchungen bei Erwachsenen, sank um 37 Prozent. Auch die Brustkrebsfrüherkennung wurde dem Arztreport zufolge in der Pandemie weniger in Anspruch genommen. So sank die Zahl der Teilnehmerinnen am Mammographiescreening von knapp drei Millionen auf 2,7 Millionen - das war ein Rückgang um 9,4 Prozent.

Zu Beginn der Pandemie war das Einladungsverfahren zum Mammographiescreening ausgesetzt, weil in den Praxen Schutzausrüstungen fehlten. "Das darf sich nicht wiederholen", forderte Barmer-Chef Christoph Straub. Generell sollten Patienten, die während der Pandemie auf Früherkennungsuntersuchungen verzichteten, diese "möglichst zeitnah nachholen".

Für den Report wurden mehr als 30 ärztliche Abrechnungsziffern für verschiedene Untersuchungen ausgewertet. Dabei wurde die Inanspruchnahme von Tests verglichen, die in den Jahren 2019 und 2020 Kassenleistung waren und mit der jeweils selben Ziffer abgerechnet wurden.

Auch Experten unter anderem vom Deutschen Krebsforschungszentrums und der Deutschen Krebsgesellschaft hatten bereits vor den Auswirkungen von verschobenen Operationen, rückläufiger Früherkennung und Lücken bei der Nachsorge während der Coronapandemie gewarnt. Sie befürchten als Folge eine höhere Krebssterblichkeit.

(Y.Ignatiev--DTZ)

Empfohlen

Großteils ohne Nutzen: Versicherte zahlen 2,4 Milliarden Euro für Igel-Leistungen

Gesetzlich Versicherte geben in Arztpraxen jährlich 2,4 Milliarden Euro für Selbstzahlerleistungen aus, obwohl diese großteils ohne Nutzen sind oder sogar schaden können. Von 56 untersuchten individuellen Gesundheitsleistungen (Igel) sind lediglich drei "tendenziell positiv", wie der am Dienstag vom Medizinischen Dienst Bund vorgestellte sogenannte Igel-Monitor zeigt. Den Patientinnen und Patienten fehle oft das nötige Wissen zu Igel-Leistungen, in den Praxen werde nur unzureichend darüber aufgeklärt.

Psychische Gesundheit: Studie sieht Wissenslücken beim Umgang mit Hilfsangeboten

Fast neun von zehn Deutschen haben einer Studie zufolge große Wissenslücken beim Umgang mit Hilfen bei psychischen Erkrankungen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Technischen Universität München und der "Apotheken Umschau", die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. So gaben 86 Prozent der Befragten an, nicht zu wissen, wann bei psychischen Problemen Hilfe in Anspruch genommen werden sollte und wie sie Unterstützungsangebote finden können.

Selbstzahlerleistungen: Versicherte geben in Arztpraxen 2,4 Milliarden Euro aus

Gesetzlich Versicherte geben in Arztpraxen jährlich 2,4 Milliarden Euro für Selbstzahlerleistungen aus. Den Patientinnen und Patienten fehle oft das nötige Wissen zu den sogenannten individuellen Gesundheitsleistungen (Igel), wie der Medizinische Dienst Bund in seinem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Igel-Monitor kritisiert. In den Praxen werde unzureichend darüber aufgeklärt.

US-Untersuchung führt Corona-Ausbruch auf Laborunfall in China zurück

US-Abgeordnete haben nach einer zweijährigen Untersuchung zum Ursprung der Corona-Pandemie einen Bericht vorgelegt, der die Theorie eines Laborunfalls in China belegen soll. Das Virus SARS-CoV-2 sei "wahrscheinlich durch einen Labor- oder Forschungsunfall aufgekommen", hieß es in dem am Montag (Ortszeit) veröffentlichten 520-seitigen Bericht eines Unterausschusses des Repräsentantenhauses. Das Gremium stützt seine Erkenntnis auf 30 Befragungen sowie die Sichtung von mehr als einer Million Seiten an Dokumenten.

Textgröße ändern: