Deutsche Tageszeitung - Tausende Menschen demonstrieren in Kroatien für Recht auf Abtreibung

Tausende Menschen demonstrieren in Kroatien für Recht auf Abtreibung


Tausende Menschen demonstrieren in Kroatien für Recht auf Abtreibung
Tausende Menschen demonstrieren in Kroatien für Recht auf Abtreibung / Foto: © AFP

In Kroatien sind tausende Menschen für das Recht auf Abtreibung auf die Straße gegangen. "Wir werden das Gesundheitssystem zwingen, Frauen zu respektieren", sagte die prominente Frauenrechtsaktivistin Sanja Sarnavka am Donnerstag vor in der Hauptstadt Zagreb versammelten Demonstranten. Der Protest hatte sich am Fall einer 39-Jährigen entzündet, der trotz der schweren Erkrankung ihres Fötus eine Abtreibung zunächst verweigert worden war.

Textgröße ändern:

Mirela Cavajda, bereits Mutter eines Kindes, war im sechsten Schwangerschaftsmonat, als Ärzte im April bei ihrem Fötus einen Gehirntumor diagnostizierten. Die Ärzte sagten ihr, das Kind werde entweder sterben oder schwere gesundheitliche Probleme davontragen, wie Cavajda örtlichen Medien schilderte. Die Abtreibung hätten sie aber verweigert und ihr stattdessen empfohlen, ins Nachbarland Slowenien zu gehen.

Insgesamt vier Krankenhäuser in Zagreb wiesen sie demnach ab. Der Fall sorgte landesweit für Empörung. Eine medizinische Kommission kam schließlich am Mittwoch zu dem Schluss, dass eine Abtreibung in Cavajdas Fall sowohl medizinisch als auch juristisch gerechtfertigt sei, und genehmigte sie.

Die Demonstration in Zagreb fand unter dem Motto "Genug" statt. Auf Protest-Plakaten waren Slogans wie "Es reicht mit der Verweigerung medizinischer Behandlungen" oder "Genug mit der Gefährdung der Gesundheit von Frauen".

Schwangerschaftsabbrüche sind in Kroatien grundsätzlich bis zur zehnten Woche möglich. Auch später kann in Ausnahmefällen noch abgetrieben werden: bei Vergewaltigungen, Inzest oder ernster Gefahr für die Gesundheit der Mutter oder des Kindes. Aktivistinnen befürchten jedoch eine schleichende Einschränkung des Rechts auf Abtreibung.

Konservative Gruppen drängen seit Jahren mit Unterstützung der einflussreichen katholischen Kirche auf Einschränkungen beim Recht auf Abtreibung. Erhebungen zufolge lehnen es inzwischen viele Mediziner unter Berufung auf Gewissensgründe ab, Abtreibungen vorzunehmen.

(L.Møller--DTZ)

Empfohlen

"Da geht es um alles": Lauterbach wirbt vor Bundesratsvotum für Klinikreform

Vor der entscheidenden Abstimmung im Bundesrat hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor dem Scheitern der Krankenhausreform gewarnt. "Da geht es um alles", schrieb Lauterbach am Donnerstag im Netzwerk X mit Blick auf das Votum der Länderkammer. "Die Reform würde durch mehr Spezialisierung jeden Tag Menschen das Leben retten." Ob die Länder das Reformgesetz am Freitag passieren lassen, war allerdings unklar. Vor allem die unionsgeführten Bundesländer leisten Widerstand.

Deutlich weniger Kinder und Jugendliche mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in Deutschland mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus landeten, ist 2023 deutlich zurückgegangen. Bundesweit sei im Vergleich zu 2022 ein Rückgang um 19 Prozent zu verzeichnen, teilte die Krankenkasse DAK-Gesundheit am Donnerstag in Hamburg mit. Sie bezog sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamts.

"Wir verlieren jeden Tag Leben": Lauterbach verteidigt Krankenhausreform

Vor der Abstimmung im Bundesrat am Freitag hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die geplante Krankenhausreform verteidigt. "Wir verlieren jeden Tag Leben, weil wir nicht genug spezialisiert sind", sagte er am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Daher seien Investitionen und auch Schließungen einzelner Kliniken nötig.

Urteil in Maskenstreit von Weimar: BGH bestätigt Bewährungsstrafe gegen Amtsrichter

Am Bundesgerichtshof (BGH) ist am Mittwoch ein langer Rechtsstreit aus der Pandemiezeit zu Ende gegangen. Der zweite Strafsenat in Karlsruhe bestätigte das Urteil gegen einen Amtsrichter aus dem thüringischen Weimar wegen Rechtsbeugung. Christian D. hatte demnach sein Richteramt missbraucht, als er im April 2021 im Eilverfahren an zwei Schulen die Coronaschutzmaßnahmen kippte. (Az. 2 StR 54/24)

Textgröße ändern: