Laschet hält Lockdown für Kreis Gütersloh weiter für denkbar
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hält wegen des Corona-Ausbruchs beim Fleischkonzern Tönnies die Verhängung von allgemeinen Ausgangsbeschränkungen im Kreis Gütersloh weiter für denkbar. Es gelte nach wie vor, "dass wir einen flächendeckenden Lockdown im Moment nicht ausschließen können", sagte er am Sonntag in Gütersloh. Vorerst könnten aber "zielgerichtetere Maßnahmen" ergriffen werden.
Während in ganz Nordrhein-Westfalen die Infektionszahlen mit dem neuartigen Coronavirus sänken, gebe es im Kreis Gütersloh "gebündelt explodierende Zahlen", sagte Laschet. Diese seien "ganz eng mit der Fleischindustrie verbunden". Bisher gebe es "keinen signifikanten Übersprung" in die allgemeine Bevölkerung.
Laschet lobte, dass die Coronavirus-Tests bei der Tönnies-Belegschaft - fast 7000 Menschen - am Sonntag abgeschlossen wurden. Nach Angaben der Kreisverwaltung lagen bis Mitternacht 5899 Befunde vor. Davon waren 1331 positiv, also mehr als ein Fünftel.
Die komplette Tönnies-Belegschaft steht derzeit unter Quarantäne. Laschet betonte, bei der Versorgung der Betroffenen sei nun das Unternehmen "in der Pflicht". Diese müsse dafür sorgen, das die Mitarbeiter Nahrungsmittel erhielten, aber auch Hygieneartikel und andere Dinge des täglichen Lebens. Der Malteser Hilfsdienst und das Deutsche Rote Kreuz unterstützten die Versorgung.
Laschet appellierte an alle Einwohner des Kreises Gütersloh, sich noch strikter als sonst an die Hygiene- und Abstandsregeln zu halten. Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern sollten möglichst unterlassen werden.
Der Landrat des Kreises Gütersloh, Sven-Georg Adenauer (CDU), sagte bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Laschet, bei knapp 7000 Menschen an 1300 Wohnanschriften sei es "verdammt schwer", die Einhaltung der Quarantäne zu überwachen. Das sei "fast sowas wie ein Flohzirkus".
Es sei auch nicht auszuschließen, dass aus dem Ausland stammende, erkrankte Tönnies-Mitarbeiter bereits "nach Hause gefahren sind", räumte Adenauer ein. Dies wäre eine "schlimme Entwicklung". Die Behörden versuchten alles zu tun, damit die Tönnies-Mitarbeiter "nicht plötzlich verschwinden", versicherte er.
(O.Tatarinov--DTZ)