Brasilien bald mit der höchsten Zahl der Corona-Toten
Bei der Zahl der Todesopfer durch das neuartige Coronavirus hat Brasilien das Vereinigte Königreich überholt: Wie das Gesundheitsministerium in Brasília am Freitag mitteilte, starben in Brasilien inzwischen mehr als 41.800 Menschen an den Folgen ihrer Coronavirus-Infektion. Mehr Todesfälle gab es nur in den USA.
In den vergangenen 24 Stunden habe es 909 weitere Corona-Todesfälle gegeben, teilte das Ministerium mit. Die Zahl der registrierten Infektionen erhöhte sich demnach auf fast 829.000. Am schwersten betroffen bleibt der Bundesstaat Sao Paulo, auf den mehr als 10.000 Todes- und knapp 168.000 Infektionsfälle entfallen.
In der weltweiten Corona-Statistik steht Brasilien sowohl bei der Zahl der Toten als auch bei den Infektionsfällen damit auf dem zweiten Platz nach den USA. Mit 41.481 Corona-Toten ist Großbritannien nunmehr damit das am drittstärksten von der Pandemie betroffene Land der Welt.
In Brasilien wächst die Kritik am Krisenmanagement der Regierung in der Pandemie. Der rechtsextreme Präsident Jair Bolsonaro bezeichnete die von dem Virus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 in der Vergangenheit als "kleine Grippe" und lehnt die von den Bundesstaaten angeordneten Beschränkungen ab, weil dadurch die Wirtschaft beeinträchtigt wird.
Am Donnerstagabend löste Bolsonaro bei seinen Kritikern erneut einen Aufschrei aus, als er die Brasilianer dazu aufrief, Handy-Filme in Krankenhäusern zu drehen, um zu zeigen, wie stark die Intensivstationen tatsächlich belegt seien. "Ich kann mich irren, aber praktisch niemand hat sein Leben verloren, weil er kein Beatmungsgerät oder kein Bett auf der Intensivstation hat", sagte Bolsonaro in einem im Online-Dienst Facebook veröffentlichten Video.
Laut offiziellen Statistiken waren die Intensivstationen in vielen brasilianischen Bundesstaaten seit Beginn der Pandemie zeitweise zu mehr als 95 Prozent belegt. Der bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Gesundheitsnotfälle zuständige Direktor Mike Ryan sprach am Freitag von einer "besorgniserregenden" Situation in Brasilien. Zwar sei das Gesundheitssystem nicht "vollständig überlastet", doch bestehe ein "großer Druck" auf die Intensivstationen in vielen Bundesstaaten. (N.Loginovsky--DTZ)