Deutsche Tageszeitung - Urteil wegen versuchter Körperverletzung mit Todesfolge nach tödlichem U-Bahnstoß

Urteil wegen versuchter Körperverletzung mit Todesfolge nach tödlichem U-Bahnstoß


Urteil wegen versuchter Körperverletzung mit Todesfolge nach tödlichem U-Bahnstoß
Urteil wegen versuchter Körperverletzung mit Todesfolge nach tödlichem U-Bahnstoß / Foto: ©

Genau sieben Monate nach einem tödlichen Stoß vor eine Berliner U-Bahn ist ein 27-Jähriger wegen versuchter Körperverletzung mit Todesfolge zu vier Jahren und drei Monaten in Haft verurteilt worden. Mit ihrem Urteil wich die Kammer des Berliner Landgerichts am Freitag deutlich von der Forderung der Staatsanwaltschaft ab, die eine Verurteilung zu lebenslanger Haft wegen Mordes gefordert hatte.

Textgröße ändern:

Der Vorsitzende Richter Thomas Groß zeigte sich zwar davon überzeugt, dass Zakaria L. das 30-jährige Opfer am 29. Oktober 2019 nach einem Streit um Drogen im U-Bahnhof Kottbusser Tor auf die Gleise gestoßen habe. Das Gericht erkannt aber keinen Tötungsvorsatz. Der Konflikt war zum Zeitpunkt der Tat nach Auffassung des Gerichts bereits beendet, so dass sich das Opfer keiner Gefahr mehr bewusst war, als es gestoßen wurde. Der 30-Jährige wurde im Gleis von einer U-Bahn erfasst und starb.

Die Staatsanwaltschaft wertete dies als heimtückische Tat. Die Verteidigung plädierte auf eine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung. "Keine Frage: Er will ihm in irgendeiner Weise wehtun", sagte Groß zu L.s damaligem Motiv. Der Vorsitzende Richter betonte jedoch, die Kammer habe sich keine Überzeugung verschaffen können, dass L. etwas von der einfahrenden U-Bahn mitbekommen habe. Deswegen konnte das Gericht keinen Tötungsvorsatz erkennen. Denn der bloße Stoß auf das Gleisbett stelle nicht zwangsläufig einen Tötungsvorsatz dar.

Das Gericht verurteilte L. zudem nur wegen des Versuchs einer Körperverletzung, weil auch die Obduktion nicht mehr habe feststellen können, ob bereits der Stoß zu einer Verletzung geführt habe. Als Beweise konnten die Richter zahlreiche Videoaufnahmen des U-Bahnhofs verwenden.

Auch wurde an einer Bierflasche am Tatort L.s DNA entdeckt. Darauf war laut Groß zu erkennen, dass L. kurz vor der Tat betrunken war und womöglich auch andere Drogen genommen hatte. L. wurde auch zum Besuch einer Entziehungsanstalt verurteilt.

Der Angeklagte wurde nach dem Verbrechen vom 29. Oktober erst nach mehrtägigen Ermittlungen in der Drogenszene rund um den Bahnhof im Stadtteil Kreuzberg gefasst. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Staatsanwaltschaft kündigte unmittelbar nach der Urteilsverkündung an, sie werde in Revision gehen.

(W.Budayev--DTZ)

Empfohlen

Südkoreas entmachteter Präsident Yoon verhaftet

In Südkorea ist der entmachtete Präsidenten Yoon Suk Yeol in Zusammenhang mit dessen kurzzeitiger Verhängung des Kriegsrechts verhaftet worden. Am Mittwochmorgen sei der Haftbefehl vollstreckt worden, erklärten die Behörden, die wegen Aufruhrs gegen Yoon ermitteln. Damit ist Yoon das erste amtierende Staatsoberhaupt des Landes, das in Haft genommen wurde. In einer vorab aufgezeichneten Videobotschaft erklärte Yoon, dass er sich entschieden habe, sich der Befragung zu unterziehen, um ein "Blutvergießen" zu vermeiden.

Ermittler in Südkorea melden Verhaftung des entmachteten Präsidenten Yoon

In Südkorea haben die Behörden den entmachteten Präsidenten Yoon Suk Yeol in Zusammenhang mit dessen kurzzeitiger Verhängung des Kriegsrechts verhaftet. Am Mittwochmorgen sei der Haftbefehl vollstreckt worden, erklärten die Behörden, die wegen Aufruhrs gegen Yoon ermitteln. Damit ist Yoon das erste amtierende Staatsoberhaupt des Landes, das in Haft genommen wurde. In einer vorab aufgezeichneten Videobotschaft erklärte Yoon, dass er sich entschieden habe, sich der Befragung zu unterziehen, um ein "Blutvergießen" zu vermeiden.

Anwalt: Südkoreas entmachteter Präsident Yoon will sich Ermittlern stellen

Südkoreas entmachteter Präsident Yoon Suk Yeol hat nach Anwaltsangaben eingewilligt, bei der gegen ihn wegen Aufruhrs ermittelnden Behörde zu erscheinen. "Präsident Yoon hat entschieden, heute persönlich bei der Korruptionsermittlungsbehörde zu erscheinen", erklärte Yoons Anwalt Seok Dong Hyeon am Mittwoch im Onlinedienst Facebook, nachdem Ermittler zur Vollstreckung eines Haftbefehls gegen Yoon in dessen Residenz eingedrungen waren. Yoon werde überdies später am Tag eine Rede halten, erklärte Seok weiter.

Neuer libanesischer Regierungschef tritt von Amt als Vorsitzender Richter am IGH zurück

Der neue libanesische Regierungschef Nawaf Salam ist mit sofortiger Wirkung von seinem Amt als Vorsitzender Richter am Internationalen Gerichtshof (IGH) zurückgetreten. Seine Amtszeit als Mitglied und Präsident des IGH mit Sitz in Den Haag wäre am 5. Februar 2027 geendet, teilte das UN-Gericht am Dienstag mit. Salam war am Montag zum neuen Regierungschef im Krisenland Libanon ernannt worden.

Textgröße ändern: