Deutsche Tageszeitung - Zahl der Corona-Todesfälle in Europa steigt auf über 100.000

Zahl der Corona-Todesfälle in Europa steigt auf über 100.000


Zahl der Corona-Todesfälle in Europa steigt auf über 100.000
Zahl der Corona-Todesfälle in Europa steigt auf über 100.000 / Foto: ©

Trotz der rigiden Ausgangsbeschränkungen in vielen Ländern ist die Zahl der Corona-Todesfälle in Europa auf mehr als 100.000 gestiegen. Bis Sonntagnachmittag starben laut einer auf offiziellen Angaben beruhenden Zählung der Nachrichtenagentur AFP 101.493 Menschen an der durch das Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19. Spanien verlängerte die strikte Ausgangssperre erneut, in britischen Altenheimen starben vermutlich viel mehr Menschen als bisher angenommen.

Textgröße ändern:

In Europa gib es damit fast zwei Drittel aller Corona-Todesfälle weltweit, es ist der am stärksten von der Pandemie betroffene Kontinent. Mehr als 1,15 Millionen Menschen haben sich in Europa mit dem Virus infiziert. Experten gehen von einer sehr hohen Dunkelziffer aus, da auch in vielen europäischen Ländern nur begrenzte Testkapazitäten bestehen.

Die meisten Todesopfer in Europa wurden aus Italien gemeldet, dort starben mehr als 23.000 Infizierte. Weltweit liegt diese Zahl nur in den USA höher, wo bereits mehr als 37.000 Corona-Patienten starben. Am drittstärksten betroffen ist Spanien, wo das Gesundheitsministerium am Sonntag allerdings eine positive Tendenz vermelden konnte: Die Zahl der neuen Corona-Todesfälle sank deutlich.

Es seien innerhalb von 24 Stunden 410 Menschen an Covid-19 gestorben, teilte das Gesundheitsministerium in Madrid mit. Am Samstag hatte diese Zahl noch bei 565 gelegen, zu den Hochzeiten der Infektionswelle in Spanien Anfang April waren an einem Tag 950 Todesfälle registriert worden. Mit den neuen Todesfällen stieg die Zahl der Menschen, die in Spanien an Covid-19 starben, auf fast 20.500, während in Frankreich inzwischen mehr als 19.000 Todesfälle registriert wurden.

"Wir haben die extremsten Momente hinter uns gelassen", sagte Regierungschef Pedro Sánchez. Die erzielten Erfolge seien aber "noch nicht ausreichend" und dürften nicht durch "überstürzte Entscheidungen" gefährdet werden. Deshalb verlängerte die Regierung die seit dem 14. März geltende Ausgangssperre nochmals bis zum 9. Mai.

Sánchez kündigte aber zugleich an, dass zumindest für Kinder die Regelungen Ende April etwas gelockert werden sollen. Vom 27. April an sollen sie in "begrenztem" Umfang Zeit im Freien verbringen dürfen.

Überschattet wurde die offenbar positive Entwicklung von einem Streit um die Opferzahlen: Um die Statistiken der verschiedenen Regionen zu vereinheitlichen, erfasst das Gesundheitsministerium nur noch die Todesfälle positiv getesteter Patienten. Mehrere Regionen kritisieren, dass tausende Todesfälle auf diese Weise nicht in der nationalen Statistik auftauchten.

Auch in Großbritannien gibt es Kritik an den Statistiken der Regierung, die nur Todesfälle in Krankenhäusern erfasst. Wer zu Hause oder im Heim an Covid-19 stirbt, wird nicht registriert. Am Samstag veröffentlichte Schätzungen des britischen Branchenverbands der Pflegeheime zufolge könnten allein in diesen Einrichtungen zwischen 4000 und 7500 Menschen durch eine Corona-Infektion gestorben sein.

Offiziell sprach die Regierung in London am Samstag von mehr als 15.000 Corona-Toten im Königreich. Allein innerhalb von 24 Stunden seien 888 weitere Todesfälle in den Krankenhäusern registriert worden. Damit ging die Zahl der neuen Todesfälle wieder nach oben.

Die britische Regierung hatte am Donnerstag eine Verlängerung der am 23. März verhängten Ausgangssperre um mindestens drei Wochen beschlossen. Außenminister Dominic Raab, der den an Covid-19 erkrankten Premierminister Boris Johnson vertritt, sagte nach den Beratungen mit seinen Ministerkollegen, es sei noch zu früh, sich zu Ausstiegsszenarien zu äußern.

Johnson war Ende März positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden und musste zwischenzeitlich auf der Intensivstation behandelt werden. Er erholt sich derzeit auf seinem Landsitz Chequers nordwestlich von London. Johnson "erholt sich gut und ist gut gelaunt", sagte Vize-Premierminister Michael Gove am Sonntag dem Sender Sky News.

Wegen der Corona-Pandemie sollen die üblichen Salutschüsse zum Geburtstag von Königin Elizabeth II. ausfallen. "Unter den gegebenen Umständen" halte die Queen diese Tradition für "nicht angemessen", teilte der Buckingham-Palast mit. Die dienstälteste Monarchin der Welt wird am Dienstag 94 Jahre alt.

(Y.Ignatiev--DTZ)

Empfohlen

EKD-Ratsvorsitzende Fehrs besorgt nach Scheitern der Ampel-Koalition

Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, hat sich nach dem Scheitern der Ampel-Koalition und der Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten besorgt gezeigt. Das abrupte Ende der Regierungskoalition und das Ergebnis der Wahlen in den USA seien "eine deutliche Zäsur, von der wir nur ahnen, wie sehr sie uns in Spannung bringen wird", sagte Fehrs in ihrem Bericht zu der seit Sonntag in Würzburg tagenden EKD-Synode.

Tödlicher Streit unter vier Lkw-Fahrern: Ein Mann tot

Bei einem Streit unter Lkw-Fahrern auf einem Parkplatz in Baden-Württemberg ist einer der Fahrer getötet worden. Es sei am Samstagnachmittag zwischen insgesamt vier Männern auf dem Lkw-Parkplatz in der Gemeinde Oberrot im Landkreis Schwäbisch-Hall zu der körperlichen Auseinandersetzung gekommen, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Dabei habe einer der Fahrer tödliche Verletzungen erlitten.

EKD-Synode berät über Missbrauch und Migration und will Ratsvorsitzende Fehrs bestätigen

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) berät ab Sonntag (09.30 Uhr) auf einer Synode im bayerischen Würzburg über die Themen sexueller Missbrauch und Migration. Außerdem soll auf der viertägigen Synode die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs als Ratsvorsitzende der EKD gewählt werden, die nach dem Rücktritt von Annette Kurschus vor einem Jahr kommissarisch den Ratsvorsitz übernahm und nun bis zum Ende der noch drei Jahre laufenden Legislaturperiode der Synode bestätigt werden soll.

Überflutungen in Spanien: Mehr als 130.000 Menschen demonstrieren gegen Krisenmanagement

Nach den verheerenden Überschwemmungen im Osten Spaniens haben in der Küstenmetropole Valencia deutlich mehr als 100.000 Menschen gegen das Krisenmanagement der Behörden demonstriert. Die Regionalbehörden sprachen am Samstag von 130.000 Teilnehmern. Viele der aufgebrachten Bürger forderten den Rücktritt von Regionalpräsident Carlos Mazón. In anderen spanischen Städten wie Madrid und Alicante beteiligten sich tausende weitere Menschen an Protesten.

Textgröße ändern: