UNO: 117 Millionen Kindern droht wegen Corona-Pandemie Ansteckung mit Masern
Weil viele Länder im Kampf gegen das Coronavirus ihre Impfprogramme einschränken, könnten rund 117 Millionen Kinder weltweit nach UN-Angaben an Masern erkranken. Gegenwärtig hätten 24 Länder ihre großangelegten Impfkampagnen ausgesetzt, 13 weitere hätten ihre Impfprogramme unterbrechen müssen, teilten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Dienstag mit.
Es sei jedoch von entscheidender Bedeutung, dass die Impfkapazitäten während und nach der Pandemie beibehalten würden, erklärte die von WHO und Unicef mitgetragene Masern- und Röteln-Initiative (M&RI). Zwar sei es zum Schutz vor einer Ansteckung notwendig, dass Massenkampagnen unterbrochen würden. Allerdings dürften die "Kinder dabei nicht dauerhaft zu kurz kommen".
Der bei Unicef für Impfungen zuständige Experte Robin Nandy riet eindringlich allen Ländern, schon jetzt Aufhol-Impfungen für die Zeit zu planen, wenn die Beschränkungen im Kampf gegen das Coronavirus wieder aufgehoben werden.
Jedes Jahr stecken sich weltweit rund 20 Millionen Menschen, darunter vor allem Kleinkinder, mit Masern an. Obwohl genügend Impfstoff zur Verfügung steht, ist die hochansteckende Krankheit seit einigen Jahren wieder auf dem Vormarsch, nicht zuletzt auch wegen vieler Impfgegner in den westlichen Staaten.
Viele der 140.000 Masern-Toten im Jahr 2018 kamen aus Ländern mit Impfprogrammen. Auch mehrere der rund zwei Dutzend Länder, die ihre Impfprogramme nun im Namen der Corona-Krise offiziell ausgesetzt haben, hatten in den vergangenen Jahren einen besorgniserregenden Anstieg der Masernfälle verzeichnet. Dazu zählen Bangladesch, Brasilien, die Demokratische Republik Kongo, der Südsudan, Nigeria, die Ukraine und Kasachstan.
Experten warnen bereits seit Beginn der Pandemie, dass Programme gegen andere Infektionskrankheiten wie etwa Polio und Tuberkulose leiden könnten, weil medizinisches Personal für den Kampf gegen Covid-19 abgezogen werde. Von diesen Krankheiten sind aber vor allem Babys und Kinder betroffen.
(Y.Ignatiev--DTZ)