Sondereinheit in Ecuador holt fast 800 Leichen aus Häusern in Corona-Epizentrum
Polizei und Militär in Ecuador haben in den vergangenen drei Wochen fast 800 Leichen aus Häusern in der besonders von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Stadt Guayaquil geholt. 771 Leichen seien von einer Spezialeinheit aus den Häusern gebracht worden, schrieb Jorge Wated, Chef der Sondereinheit, am Sonntag im Onlinedienst Twitter. Aus der Hafenstadt im Süden Ecuadors wurden nach offiziellen Angaben 4000 der 7500 Infektionsfälle des Landes gemeldet. Krankenhäuser und Bestattungsdienste sind von dem Virusausbruch überfordert.
Weitere 631 Leichen seien von der Sondereinheit aus Krankenhäusern fortgebracht worden, deren Leichenhallen voll seien, erklärte Wated weiter. Er nannte keine Todesursache für die mehr als 1400 Todesfälle. Anfang April hatte Wated jedoch gesagt, Experten schätzten, dass "allein in der Provinz Guayas zwischen 2500 und 3500 Todesfälle in Verbindung mit Covid-19 auftreten werden". Offiziellen Angaben zufolge starben bislang 333 Menschen in Ecuador an der durch das neuartige Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit.
Die Spezialeinheit hatte vor drei Wochen ihre Arbeit aufgenommen, nachdem die Leichenhallen überfüllt waren. Dies hatte zu Verzögerungen bei den Bestattungen geführt.
Bewohner von Guayaquil hatten in Onlinediensten Videos von auf der Straße zurückgelassenen Leichen und Hilferufe von Familien veröffentlicht, die ihre Toten begraben wollten. Mittlerweile haben die Behörden 600 Leichen bestattet. Die Angehörigen, die bei der Beerdigung nicht anwesend seien dürfen, können sich online informieren, wo die Toten begraben sind.
Die Regierung verhängte eine tägliche 15-stündige Ausgangssperre, um die Virusausbreitung einzudämmen. Präsident Lenín Moreno gab am Sonntag auf Twitter bekannt, dass er angesichts der durch die Pandemie ausgelösten Wirtschaftskrise und dem Verfall der internationalen Ölpreise, beschlossen habe, sein Gehalt und das anderer Regierungsmitglieder um die Hälfte zu kürzen. Wirtschaftsminister Richard Martínez warnte, dass die Wirtschaft um vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes einbrechen könnte.
(W.Uljanov--DTZ)