USA bestreiten Wegkaufen von Schutzmasken
In der Corona-Krise bestreiten die USA, Frankreich Schutzmasken aus China weggekauft zu haben. "Die US-Regierung hat keine einzige Maske gekauft, die von China an Frankreich geliefert werden sollte", sagte ein US-Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP. Die Präsidenten von drei französischen Regionen hatten den USA unsolidarisches Verhalten vorgeworfen, auch Kanada lässt solche Berichte prüfen. Eine Regierungssprecherin in Paris sagte am Freitag, es gebe "weltweite Spannungen" auf dem Markt für Schutzbekleidung.
Der US-Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte, nannte die Vorwürfe aus Frankreich "komplett falsch". Sie kommen unter anderem aus den beiden am meisten betroffenen Regionen im Grenzgebiet zu Deutschland und dem Pariser Großraum. Frankreich zählt inzwischen fast 5400 Corona-Tote, die USA mit ihrer rund fünf Mal so großen Bevölkerung mehr als 5900.
"Wir haben uns von Amerikanern, die uns überboten haben, eine Lieferung wegschnappen lassen", sagte etwa die Präsidentin der französischen Hauptstadtregion Ile-de-France, Valérie Pécresse, im Fernsehsender LCI. Der Präsident der an Deutschland angrenzenden Region Grand Est, Jean Rottner, betonte, die Amerikaner würden von Frankreich bestellte Masken "auf dem Rollfeld" in China aufkaufen: "Sie zücken Bargeld und zahlen drei oder vier Mal so viel wie unseren Bestellpreis."
Auch die südliche Provinz Provence-Alpes-Côte d’Azur bestätigte, von solchen Vorfällen gehört zu haben. Der französische Premierminister Edouard Philippe sprach von "echten Schwierigkeiten" beim Beschaffen von Schutzmasken und einer "beträchtlichen Nachfrage der Vereinigten Staaten in China". Französische Bestellungen würden "nicht immer geliefert", sagte er, ohne weitere Details zu nennen. Frankreich hat mehr als eine Milliarde Schutzmasken in China bestellt.
Vorwürfe an die USA sind inzwischen auch in kanadischen Medien laut geworden. Premierminister Justin Trudeau ordnete an, die "besorgniserregenden" Berichte zu überprüfen. Er könne die riesige Nachfrage aus den USA verstehen, sagte Trudeau mit Blick auf die mehr als 5900 Todesfälle im Nachbarland. Aber auch in Kanada sei die Lage ernst. "Wir müssen sicherstellen, dass für Kanada bestimmte Ausrüstung nach Kanada kommt und dort bleibt", betonte er.
Wegen der Corona-Krise gibt es in vielen Ländern Engpässe bei medizinischer Ausrüstung. Es mangelt vor allem an Profi-Schutzmasken, wie sie von Ärzten und Krankenschwestern sowie Altenpflegern benötigt werden.
Zunehmend werden auch in der Bevölkerung Schutzmasken nachgefragt. Als erstes Land in Europa hatte Österreich eine Pflicht zum Tragen eines Mund-Nase-Schutzes für Supermärkte angekündigt, die Auflage gilt ab Montag. Einzelne deutsche Gemeinden wie Jena in Thüringen zogen nach.
(W.Budayev--DTZ)