Deutsche Tageszeitung - Extremabenteurer und Menschenrechtler Rüdiger Nehberg tot

Extremabenteurer und Menschenrechtler Rüdiger Nehberg tot


Extremabenteurer und Menschenrechtler Rüdiger Nehberg tot
Extremabenteurer und Menschenrechtler Rüdiger Nehberg tot / Foto: ©

Er wanderte tausend Kilometer ohne Proviant durch Deutschland, überquerte den Atlantik allein auf einem Baumstamm und stritt für die Rechte der Yanomami-Indianer im brasilianischen Urwald: Der deutsche Extremabenteurer und Menschenrechtsaktivist Rüdiger Nehberg ist im Alter von 84 Jahren verstorben. "Rüdiger Nehberg ist tot. Wir trauern", schrieb die von dem Autor, Überlebenskünstler und Aktivisten gegründete Menschenrechtsorganisation Target am Donnerstagabend auf ihrer Website.

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Der im Mai 1935 in Bielefeld geborene Nehberg hatte noch bis ins fortgeschrittene Alter extrem strapaziöse Reisen und Abenteuer unternommen. Erst in seinen letzten Lebensjahren verzichtete er dann darauf, die Grenzen seiner Belastbarkeit auszusetzen.

Einen großen Teil seiner lange unbändig erscheinenden Energie widmete Nehberg über viele Jahre hinweg dem Schutz der Yanomami. Er hatte das von Goldsuchern bedrohte Volk kennengelernt, als er sich wochenlang ohne Ausrüstung durch den Dschungel schlug. Danach waren seine spektakulären Aktionen immer auch Lobbyarbeit für das indigene Volk.

Die Aufgabe habe seinen "ursprünglich von Abenteuerlust geprägten Reisen unerwartet Sinn und meinem Leben Erfüllung" gegeben, schrieb Nehberg einmal. Später wandte er sich dem Kampf gegen Genitalverstümmelung von Frauen und Mädchen zu. Für dieses Engagement gründete er Target.

Der gelernte Bäcker und Konditor arbeitete parallel noch lange in seinem angestammten Beruf und führte bis 1990 in Hamburg einen eigenen Betrieb. Die Tricks für das Überleben in Extremsituationen brachte er sich im Laufe der Zeit selbst bei.

Den Hang zum Abenteurertum hatte Nehberg von früh an. Schon als junger Mann fuhr er auf einem selbstgebauten Fahrrad bis nach Marokko. In den 60er Jahren stieß er dann in den USA zufällig auf die Survival-Bewegung, die sich auf das Überleben in der Natur möglichst ohne Hilfsmittel spezialisiert hat. Nehberg war fasziniert.

Über die Jahre sog er das entsprechende Wissen von Naturvölkern und Experten in sich auf, besuchte Kurse und trainierte auch mit Elitesoldaten der Bundeswehr. Nehbergs Bücher wurden Bestseller, er gab außerdem Kurse.

Gestützt auf sein Überlebens-Wissen wurden auch Nehbergs Reisen immer mehr zu Grenzgängen. Als erstem Menschen überhaupt gelang es ihm 1972, den rund tausend Kilometer langen blauen Nil durch Äthiopien und Sudan per Boot zu befahren. Zweimal wiederholte Nehberg diese Tour, wobei 1975 ein Freund vor seinen Augen von Räubern erschossen wurde - ein Ereignis, das ihn tief prägte.

1981 wanderte Nehberg ohne Gepäck durch Deutschland, wobei er sich höchstens von dem ernährte, was er unterwegs fand. Das waren Insekten und überfahrene Vögel. Solche Touren machten ihn berühmt, prägten jedoch auch sein Image als wunderlicher "Würmerfresser". Nehberg störte das nicht. "Damit lebe ich prima", sagte er einmal.

(P.Vasilyevsky--DTZ)

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