Deutsche Tageszeitung - Tschechien testet Handy-Überwachung von Coronavirus-Infizierten

Tschechien testet Handy-Überwachung von Coronavirus-Infizierten


Tschechien testet Handy-Überwachung von Coronavirus-Infizierten
Tschechien testet Handy-Überwachung von Coronavirus-Infizierten / Foto: ©

In Tschechien testen die Behörden ein neues Überwachungssystem, das eine Nachverfolgung der Kontaktpersonen von Coronavirus-Infizierten ermöglichen soll. Mit Hilfe des IT-Systems sei es möglich festzustellen, wo sich ein positiv auf das Coronavirus Getesteter genau aufgehalten habe, sagte eine Sprecherin der neugegründeten Software-Experten-Gruppe Covid19cz am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Auf diese Weise sei es möglich, die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen.

Textgröße ändern:

Software-Experten erstellten ein System, mit dem die Bewegungsprofile von Coronavirus-Infizierten anhand ihrer Handydaten sowie den Nutzungsdaten ihrer EC- und Kreditkarten nachvollzogen werden können. Covid19cz holte dafür das Einverständnis von Patienten ein.

Das Resultat sei eine Art Landkarte, auf der die Bewegungsprofile angezeigt würden. So könne etwa nachvollzogen werden, wenn "beispielsweise ein Mann eine halbe Stunde an einer bestimmten Straßenecke" gestanden habe, sagte die Sprecherin Irena Zatloukalová.

Das sogenannte "intelligente Quarantäne-System" wird im Südosten Tschechiens getestet. Die durch die Software identifizierten Kontaktpersonen von Corona-Infizierten werden für maximal drei Tage unter Quarantäne gestellt, bis ein Coronavirus-Test an ihnen vorgenommen wurde.

"Wenn der Test negativ ist, können sie in den Alltag zurückkehren. Wenn der Test positiv ist, werden sie vollständig unter Quarantäne gestellt", erklärte der stellvertretende Gesundheitsminister Roman Prymula laut der offiziellen Website der Regierung. Ministerpräsident Andrej Babis hatte angekündigt, das System bis 12. April landesweit implementieren zu wollen.

Zatlouková wies Kritik an der Überwachungssoftware mit der Begründung zurück, dass das System dazu beitragen könne, "dass wir nicht alle in Quarantäne müssen, sondern nur jene, die wirklich krank oder potenziell gefährdet sind". Ihr Team habe bereits Anfragen aus Großbritannien, Litauen, Serbien, der Slowakei sowie aus lateinamerikanischen Ländern bezüglich der Software erhalten.

In Tschechien gibt es gut 3000 nachgewiesene Fälle des neuartigen Coronavirus, 24 Menschen starben. Um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, schloss die Regierung alle Schulen, Bars, Theater sowie die meisten Geschäfte. Auch die Grenzen zu den Nachbarländern wurden geschlossen und strikte Einreise- und Ausreisesperren verhängt.

(N.Loginovsky--DTZ)

Empfohlen

UN: Mehr als 500 Tote durch Überschwemmungen im Tschad - 1,7 Millionen Betroffene

Im Tschad sind durch die seit Juli anhaltenden Überschwemmungen bisher mehr als 500 Menschen gestorben. Rund 1,7 Millionen Menschen sind von den Unwettern betroffen, teilte das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) in dem zentralafrikanischen Land am Samstag mit. Demnach wurden bisher mehr als 200.000 Häuser zerstört und über 300.000 Hektar Agrarland überschwemmt. Fast 70.000 Nutztiere ertranken, wie das Ocha weiter berichtete.

Sperre von X in Brasilien: Musks Online-Dienst ernennt rechtlichen Vertreter

Im Streit um die Sperrung von X in Brasilien hat der Online-Dienst einen rechtlichen Vertreter in dem Land benannt - ein erster Schritt zur Aufhebung der Blockade. X erfülle weiterhin nicht alle Voraussetzungen, um wieder freigeschaltet zu werden, teilte der Richter am Obersten Gericht, Alexandre de Moares, am Samstag mit. Das Unternehmen haben fünf Tage Zeit, um weitere Dokumente vorzulegen.

Hochwasser: Donau in Budapest erreicht höchsten Stand seit zehn Jahren

In der ungarischen Hauptstadt Budapest hat das Hochwasser nach dem Sturmtief "Boris" einen Zehn-Jahres-Höchststand erreicht. Das Hochwasser erreichte am Samstag die Stufen des direkt an dem Strom gelegenen Parlaments, begann dann aber wieder zu sinken. Noch stünden den Ungarn einige "schwierige Tage" bevor, in denen "die Flut kontrolliert" werden müsse, sagte Regierungschef Viktor Orban.

Missbrauchsvorwürfe gegen Al-Fayed: Anwälte erhalten mehr als 150 neue Meldungen

Das Anwaltsteam, das 37 mutmaßliche Opfer sexueller Gewalt durch den verstorbenen ägyptischen Unternehmer Mohamed Al-Fayed vertritt, hat nach eigenen Angaben mehr als 150 neue Meldungen erhalten. Dabei handele es sich um "Überlebende sowie Personen, die Beweise" gegen al-Fayed hätten, teilte das Team am Samstag mit. Die neuen Meldungen seien seit der Ausstrahlung einer Dokumentation über den Fall am Donnerstagabend in der BBC eingegangen.

Textgröße ändern: