Deutsche Tageszeitung - Womöglich Todesfälle auf "Corona-Mittel" zurückzuführen

Womöglich Todesfälle auf "Corona-Mittel" zurückzuführen


Womöglich Todesfälle auf "Corona-Mittel" zurückzuführen
Womöglich Todesfälle auf "Corona-Mittel" zurückzuführen / Foto: ©

Die französische Arzneimittelbehörde (ANSM) warnt vor gefährlichen Nebenwirkungen bis hin zu Todesfällen bei experimentellen Methoden zur Behandlung der Lungenkrankheit Covid-19. Krankenhäuser hätten bei ihren Corona-Patienten rund 30 schwere Nebenwirkungen von Medikamenten festgestellt, die derzeit von europäischen Forschern getestet werden, sagte ANSM-Generaldirektor Dominique Martin der Nachrichtenagentur AFP. Auch drei Todesfälle könnten mit der Behandlung in Zusammenhang stehen.

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Den Corona-Patienten wurde in französischen Kliniken unter anderem das Arzneimittel Plaquenil verabreicht. Es enthält den Wirkstoff Hydroxychloroquin, der in der Malaria-Prophylaxe Anwendung findet. Zudem wurde Kaletra eingesetzt, mit einer Kombination aus den Wirkstoffen Lopinavir und Ritonavir, die üblicherweise zur Behandlung von HIV-Patienten genutzt werden.

Der Präsident der Arzneimittelbehörde ermahnte alle Bürger, solche Medikamente "in keinem Fall" eigenmächtig einzunehmen. Sie dürfen in Frankreich nur unter strikter ärztlicher Aufsicht im Krankenhaus eingesetzt werden.

Martin sagte, angesichts der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus sei es "ganz normal", dass auch experimentelle Behandlungsmethoden zur Anwendung kämen. Diese müssten aber von Experten überwacht werden. Dies gelte insbesondere für die Kombination aus Hydroxychloroquin und dem Antibiotikum Azithromycin.

Die gleichzeitige Gabe dieser Mittel "potenziert das Risiko" für Herzrhythmusstörungen, die zu einem Herzinfarkt führen könnten, warnte der Behördenchef. Dies gelte umso mehr für Patienten, die an Covid-19 erkrankt seien.

Auch die regionale Arzneimittelbehörde im westfranzösischen Bordeaux hatte vor einer Selbstmedikation mit Wirkstoffen wie Hydroxychloroquin gewarnt, über die in französischen Medien viel berichtet wird. Die Behörde in Bordeaux verwies auf die starken Nebenwirkungen des Mittels, zu denen neben Herzrhythmusstörungen unter anderem auch neurologische Probleme gehören. Eine Überdosis kann tödlich sein.

Im Rahmen einer groß angelegten europäischen Studie namens "Discovery" werden derzeit mehrere Mittel gegen Covid-19 getestet, die sich gegen andere Viruskrankheiten bewährt haben. Bisher gibt es aber keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass sie auch gegen das neuartige Coronavirus helfen.

Dennoch wächst in Frankreich der Druck: In den Apotheken des Landes gibt es eine hohe Nachfrage von Hausärzten und Privatleuten nach bestimmten Mitteln, die trotz fehlender Erkenntnisse immer wieder als mögliche Therapien genannt werden. Diese Mittel seien teilweise auch "gegen die Regeln" verschrieben und ausgeliefert worden, kritisierte Martin.

Durch das neuartige Coronavirus sind weltweit schon mehr als 36.600 Menschen ums Leben gekommen. In mehr als 180 Ländern und Gebieten wurden insgesamt rund 758.000 Infektionen registriert. Bislang gibt es kein offiziell anerkanntes Medikament und keinen Impfstoff gegen den neuartigen Erreger.

(A.Stefanowych--DTZ)

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