Japans Regierungschef Abe schließt Olympia-Verschiebung nicht mehr aus
In der Debatte um eine Verschiebung der Olympischen Sommerspiele in Tokio wegen der Coronavirus-Pandemie ist der Druck auf das Internationale Olympische Komitee (IOC) weiter gewachsen. Japans Regierungschef Shinzo Abe sagte am Montag, eine Verschiebung der Spiele könne "unvermeidbar" werden. Kanada kündigte als erstes Land an, in diesem Sommer keine Sportler nach Tokio zu schicken. Auch der Präsident des Weltleichtathletik-Verbands, Sebastian Coe, forderte eine Verschiebung.
Die Entscheidung über die vom 24. Juli bis 9. August geplanten Sommerspiele liegt beim IOC. Am Sonntag hatte das IOC angekündigt, innerhalb von vier Wochen über eine mögliche Verschiebung zu entscheiden. Eine vollständige Absage des Großereignisses schloss IOC-Präsident Thomas Bach jedoch aus.
Abe sagte, er bekenne sich zwar nach wie vor zur Abhaltung "vollständiger" Sommerspiele. Doch zum Schutz der Gesundheit der Athleten "könnte es unvermeidbar werden, dass wir eine Entscheidung zur Verschiebung treffen". Ebenso wie Bach schloss Abe eine vollständige Absage der Spiele jedoch aus - dies sei "keine Option".
Als Reaktion auf die IOC-Entscheidung kündigte Kanada an, keine Sportler zu den Olympischen Sommerspielen sowie den Paralympischen Spielen in Tokio zu schicken, wenn diese wie bislang geplant im Sommer stattfinden. "Nichts ist wichtiger als die Gesundheit und Sicherheit unserer Athleten und der Weltgemeinschaft", begründeten das kanadische Olympische Komitee und das kanadische Paralympische Komitee ihren Beschluss.
Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sprach sich für eine Verschiebung der Spiele ins kommende Jahr aus. Da auch ein Termin im Herbst angesichts der Coronavirus-Krise keine sichere Alternative sei, "präferieren wir eine Verlegung mindestens ins nächste Jahr", erklärte DOSB-Präsident Alfons Hörmann nach Angaben der Nachrichtenagentur SID.
Das australische Olympische Komitee forderte seine Athleten bereits auf, sich auf eine Verschiebung um ein Jahr einzustellen. Es sei "klar", dass die Spiele nicht im Juli beginnen könnten, erklärte der australische Komitee-Chef Matt Carroll. Für die Athleten müsse die Priorität bei ihrer Gesundheit und der ihrer Familien liegen.
Leichtathletik-Präsident Coe schrieb in einem Brief an IOC-Präsident Bach, ein Beginn der Spiele im Juli sei wegen der weltweiten Krise "weder machbar noch wünschenswert". Er verwies unter anderem darauf, dass viele Sportler wegen der Coronavirus-Pandemie nicht richtig trainieren könnten. Die Spiele dürften nicht "um jeden Preis" abgehalten werden - "vor allem nicht um den Preis der Sicherheit der Athleten".
Der Druck auf das IOC war seit Tagen stetig gewachsen: Bereits mehrere nationale Verbände, darunter auch der mächtige US-Leichtathletikverband, forderten eine Verschiebung. Zahlreiche andere sportliche Großereignisse wie die für Juni und Juli geplante Fußball-Europameisterschaft wurden wegen der Coronavirus-Krise bereits verschoben.
Ungeachtet der Debatte über eine Verschiebung der Spiele soll am Donnerstag in Fukushima der olympische Fackellauf beginnen. "Der Plan hat sich nicht geändert", sagte der Präsident des japanischen Organisationskomitees, Toshiro Muto, am Montag. Er räumte aber ein, dass die Situation "schlechter und schlechter" werde.
(W.Budayev--DTZ)