Maduro verhängt wegen Coronavirus Ausgangssperre in Caracas
Angesichts der Coronavirus-Pandemie hat Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro am Montag eine umfassende Quarantäne für Caracas verhängt. Die sechs Millionen Bewohner der Hauptstadt dürfen ihre Häuser nur noch in Ausnahmefällen verlassen - etwa, um ins Krankenhaus zu gehen oder Lebensmittel zu kaufen. Die strengen Vorgaben gelten auch für sechs weitere Bundesstaaten in dem von einer schweren Wirtschaftskrise geplagten Land.
Zahlreiche Sicherheitskräfte auf Motorrädern kontrollierten die Einhaltung der Ausgangssperre. Nur wenige Fußgänger waren auf den Straßen zu sehen, fast alle trugen Atemschutzmasken und Handschuhen. "Die Maßnahmen scheinen mir gut zu sein", sagte die 45-jährige Sonia Nicucci, die das Haus nach eigenen Angaben nur verlassen hatte, um im italienischen Konsulat Reisepässe für sich und ihre Kinder zu besorgen. "Danach gehe ich direkt nach Hause", betonte sie weiter. Angesichts der Zustände in den venezolanischen Krankenhäuser wisse sie nicht, was zu tun sei, "wenn etwas passiert".
Experten halten das venezolanische Gesundheitssystem für unzureichend gerüstet, um einer Pandemie zu begegnen. "Wir haben kaum fünf Prozent der medizinischen Vorräte, die wir brauchen", sagte der Leiter des venezolanischen Ärzteverbands, Douglas Leon Natera, der Nachrichtenagentur AFP.
Auch Menschenrechtsorganisationen warnen vor den Folgen einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus in Venezuela. Der Präsident der Hilfsorganisation Norwegian Refugee Council, Jan Egeland, stellte das Land auf eine Stufe mit Syrien und Jemen. Es werde ein "Blutbad" geben, sollte sich das Virus in bestimmten Teilen Venezuelas ausbreiten, warnte Egeland. Das Gesundheitssystem in dem Staat sei kollabiert.
Bislang wurden aus Venezuela 17 bestätigte Coronavirus-Fälle gemeldet. Wegen der Wirtschaftskrise waren in Venezuela Hygieneprodukte und Atemschutzmaske schon vor dem Virusausbruch schwer erhältlich. Maduro forderte die Bevölkerung deshalb dazu auf, eigene Masken herzustellen. Um das Virus einzudämmen, schloss die Regierung zudem alle Schulen und Universitäten. Auch der Flugverkehr von und nach Europa sowie in mehrere lateinamerikanische Länder wurde eingestellt.
(P.Vasilyevsky--DTZ)