Deutsche Tageszeitung - Öffentliches Leben in Europa kommt wegen Corona-Krise nach und nach zum Erliegen

Öffentliches Leben in Europa kommt wegen Corona-Krise nach und nach zum Erliegen


Öffentliches Leben in Europa kommt wegen Corona-Krise nach und nach zum Erliegen
Öffentliches Leben in Europa kommt wegen Corona-Krise nach und nach zum Erliegen / Foto: ©

Die Welt schaltet in den Krisenmodus: Zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie schließen immer mehr Länder ihre Grenzen und Schulen. Auch der Reiseverkehr und andere Bereiche des öffentlichen Lebens wurden vielerorts drastisch eingeschränkt. Mehrere Länder ordneten die Schließung von Geschäften und Restaurants an. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Europa inzwischen das "Epizentrum" der Pandemie. In Italien starben binnen 24 Stunden 250 weitere Menschen an der von dem Virus verursachten Lungenkrankheit Covid-19.

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Weltweit stieg die Zahl der Toten durch das neuartige Coronavirus laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf mehr als 5000. Mehr als 135.000 Menschen infizierten sich mit dem Erreger. Die meisten Todesfälle gab es in den am stärksten betroffenen Ländern China, Italien und im Iran.

Italien meldete 250 Todesfälle binnen 24 Stunden. Dies war die höchste Opferzahl innerhalb eines Tages seit Ausbruch der Corona-Krise. Insgesamt starben dort 1266 Menschen an Covid-19. Die Infektionsfälle stiegen um über 2500 auf 17.660.

Im Iran, wo mehr als 500 Menschen an dem Virus starben, will das Militär nun rigoros durchgreifen: Geschäfte und Straßen des Landes sollten binnen 24 Stunden komplett "geleert" und alle Staatsbürger auf das Virus getestet werden, teilte die Armee am Freitag mit.

Laut WHO ist noch nicht absehbar, wann die Pandemie ihren Höhepunkt erreicht und wann mit einer Umkehr zu rechnen ist. Europa sei nun "zum Epizentrum der Pandemie geworden", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen, verschärften mehrere EU-Länder und andere Staaten ihre Maßnahmen nochmals drastisch. In weiten Teilen Europas bleiben die Schulen vorerst zu. Auch in Deutschland schließen in der kommenden Woche fast alle Schulen und Kitas.

Andere EU-Länder wie Österreich, Belgien, Griechenland und Bulgarien gingen noch einen Schritt weiter und kündigten am Freitag an, die meisten Geschäfte zu schließen, teils auch Cafés oder Restaurants. Ausgenommen davon sind Lebensmittel-Supermärkte, Tankstellen, Banken und Apotheken. Dies seien "sehr harte Einschnitte", sagte Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz. Für den Großraum Madrid gelten ähnliche Restriktionen. Die spanische Regierung kündigte an, am Samstag den Notstand auszurufen.

Österreich setzte außerdem die Flugverbindungen nach Frankreich, Spanien und in die Schweiz aus. Die Türkei stellt ab Samstag den Flugverkehr mit Deutschland und acht weiteren europäischen Ländern komplett ein.

Frankreich verbot derweil alle Versammlungen von mehr als hundert Menschen. Präsident Emmanuel Macron hatte am Donnerstagabend in einer Rede an die Nation bereits die Schließung aller Schulen, Hochschulen und Kindertagesstätten ab Montag angekündigt. Die Coronavirus-Pandemie sei die "schlimmste Gesundheitskrise, die Frankreich seit einem Jahrhundert erlebt" habe, sagte der Staatschef.

Tschechien verhängt im Kampf gegen das Coronavirus ab Montag einen kompletten Reisebann. Ausländer dürfen ab dem 16. März nicht mehr einreisen, Tschechen nicht mehr ausreisen, wie die Regierung in Prag mitteilte. Auch Dänemark, Polen und die Ukraine kündigten an, ihre Grenzen für andere Staatsbürger zu schließen. Marokko kappte derweil alle Flug- und Seeverbindungen nach Frankreich und Spanien.

Frankreichs Präsident Macron sprach sich in einem Telefonat mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für eine verschärfte Kontrolle der Außengrenzen des Schengenraums aus, wie der Elysée-Palast erklärte. Zudem schlug er Einreisebeschränkungen vor. Sie sollen für alle Länder gelten, in denen es besonders viele Infektionsfälle gibt oder geben könnte.

In den USA hatte Präsident Donald Trump am Mittwoch ein einmonatiges Einreiseverbot für Reisende aus Europa angekündigt. Konkret betrifft es Nicht-US-Bürger, die sich in den vergangenen zwei Wochen im Schengenraum aufgehalten haben. Das Verbot tritt ab Samstag in Kraft.

Die in der G7-Gruppe vereinten großen Industrieländer wollen am Montag einen Sondergipfel abhalten, um das Vorgehen in der Corona-Krise besser abzustimmen.

Da die Beratungen werden per Videokonferenz abgehalten werden, kann auch Kanadas Regierungschef Justin Trudeau teilnehmen. Trudeau begab sich am Freitag in Quarantäne, weil seine Frau sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert hatte.

Auch Lateinamerika schottet sich zunehmend ab. Die Staaten Argentinien, Bolivien, Paraguay, Peru und Venezuela kündigten vorübergehende Verbote von Flügen aus Europa an. Pakistan will am Montag seine Grenzen zum Iran und zu Afghanistan schließen.

(W.Budayev--DTZ)

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