Lombardeis Regierungschef fordert "noch drastischere Maßnahmen" gegen Coronavirus
Die umfangreichen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Epidemie in Italien gehen dem Regierungschef der besonders stark betroffenen Region Lombardei nicht weit genug. "Wenn die Epidemie sich weiter in dem Tempo ausbreitet, hält das (Gesundheits-)System das nicht lange aus", sagte Regionalpräsident Attilio Fontana am Mittwoch in einem Interview mit der Zeitung "Corriere della Sera".
"Also ist die einzige Waffe, die wir haben, die Epidemie zu verlangsamen, und dazu haben wir nur ein Mittel: die Kontakte zwischen Menschen reduzieren", führte Fontana aus. Daher hätten er und die Bürgermeister der wichtigsten Städte der Lombardei der Regierung in Rom "geschrieben, um noch drastischer Maßnahmen zu fordern".
Fontana gehört der rechtsradikalen Lega an, die in Opposition zur Demokratischen Partei und zur Fünf-Sterne-Bewegung stehen, die Italien gemeinsam regieren. Schon vor dem Zeitungsinterview hatte der Regionalpräsident gefordert, alle Produktions-, Handels- und Verkehrsaktivitäten in der Lombardei auszusetzen - mit Ausnahme der Produktion und Verteilung von Lebensmitteln und Medikamenten.
Auf die Frage des "Corriere"-Journalisten, warum er diese Maßnahmen nicht selbst für die norditalienische Region anordne, sagte Fontana, dies wäre eine "politisch unerträgliche" Entscheidung, da seine Regierung nicht der Regierung in Rom "zuwiderhandeln" könne. Fontana hatte am Dienstag erst die Quarantäne verlassen, in die er sich wegen einer Coronavirus-Infektion eines Mitarbeiters vor zwei Wochen begeben hatte.
Italien zählt zu den Ländern, die weltweit am stärksten vom neuartigen Coronavirus betroffen sind. Kein Land in Europa hat höhere Fallzahlen.
Deswegen erklärte der italienische Regierungschef Giuseppe Conte das ganze Land in der Nacht zum Dienstag zur "Schutzzone" mit umfangreichen Reisebeschränkungen und Versammlungsverboten. So sind Reisen nur noch aus dringenden beruflichen oder gesundheitlichen Gründen erlaubt, alle kulturellen, religiöse und Sportveranstaltungen wurden untersagt. Die Schulen und Hochschulen des Landes wurden schon vorher geschlossen.
(N.Loginovsky--DTZ)