Deutsche Tageszeitung - Coronavirus-Epidemie beeinträchtigt öffentliches Leben und Reiseverkehr in ganz Europa

Coronavirus-Epidemie beeinträchtigt öffentliches Leben und Reiseverkehr in ganz Europa


Coronavirus-Epidemie beeinträchtigt öffentliches Leben und Reiseverkehr in ganz Europa
Coronavirus-Epidemie beeinträchtigt öffentliches Leben und Reiseverkehr in ganz Europa / Foto: ©

Die Coronavirus-Epidemie in Italien und anderen Ländern sorgt in Europa für massive Einschränkungen des Reiseverkehrs und des öffentlichen Lebens. Während Italien sich am Dienstag als erstes Land der Welt in eine Art Sperrgebiet verwandelte, untersagte Österreich jegliche Einreisen aus Italien ohne Gesundheitsattest. Auch andere Länder wie Tschechien und Spanien und Fluggesellschaften schränkten den Reiseverkehr ein und untersagten Großveranstaltungen wie Fußballspiele.

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"Ganz Italien wird zur geschützten Zone", sagte Ministerpräsident Giuseppe Conte, als er am Montagabend das Dekret für die landesweiten Restriktionen im öffentlichen Leben unterzeichnete. Mit ihrem Inkrafttreten am Dienstag wurden die zuletzt bereits für große Teile Norditaliens verhängten Reisebeschränkungen auf das ganze Land mit seinen rund 60 Millionen Einwohnern ausgedehnt. In ganz Italien müssen nun alle Reisen vermieden werden, die nicht aus beruflichen, gesundheitlichen oder sonstigen wichtigen Gründen gerechtfertigt seien.

Außerdem gilt nun landesweit ein Versammlungsverbot. Davon sind auch Sportveranstaltungen betroffen - so wurden alle Spiele der ersten Fußball-Liga Serie A abgesagt. Die bereits seit Donnerstag geltende Schließung aller Schulen und Universitäten wurde bis zum 3. April verlängert. Auch alle Wintersportanlagen sind geschlossen. Die Restriktionen lösten vielerorts Hamsterkäufe aus.

Italien ist mit fast 9200 Ansteckungsfällen und 463 Toten das am schlimmsten von der Coronavirus-Epidemie betroffene Land in Europa. "Wir haben keine Zeit zu verlieren", mahnte Conte daher. "Wir müssen unsere Lebensgewohnheit ändern. Sie müssen sich jetzt ändern."

Auch Österreichs Kanzler Sebastian Kurz verlangte von seinen acht Millionen Landsleuten eine Änderung ihrer Gewohnheiten zur Eindämmung der Epidemie und verkündete weitreichende Schutzbestimmungen. Aus Italien darf demnach niemand mehr einreisen, der nicht mit einem ärztlichen Gesundheitsattest nachweisen kann, dass er nicht mit dem neuartigen Coronavirus infiziert ist.

Veranstaltungen in geschlossenen Räumen mit mehr als hundert Gästen sowie Freiluft-Veranstaltungen mit mehr als 500 Teilnehmern sind in Österreich ab Montag untersagt. Dann sollen auch Universitäten und andere höhere Bildungseinrichtungen ihren Lehrbetrieb aussetzen. Unternehmer rief Kurz auf, ihre Beschäftigten möglichst in Heimarbeit zu schicken.

Auch in Tschechien werden Veranstaltungen mit mehr als hundert Teilnehmern untersagt. Alle Grundschulen und weiterführende Schulen werden ab Mittwoch bis auf Weiteres geschlossen. "Es ist besser, proaktiv zu sein, als später oder sogar zu spät mit dem Problem umzugehen, wie es in Italien der Fall ist", sagte Tschechiens Regierungschef Andrej Babis.

Auch Polen untersagte Massenveranstaltungen und weitete Gesundheitskontrollen an den Grenzen aus. Nach den Grenzen zu Deutschland und Tschechien werden nun auch die Grenzen zur Ukraine, zu Litauen und Weißrussland einbezogen. In Frankreich sind alle Veranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern verboten.

In Deutschland wird derzeit hingegen noch über Verbote von Veranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern diskutiert. Für mehrere Bundesliga-Spiele wurde Publikum untersagt. Hierzulande gibt es mehr als 1100 bestätigte Infektionsfälle, alle 16 Bundesländer sind mittlerweile betroffen. Damit gehört Deutschland zu den am schwersten betroffenen Staaten in Europa. Am Montag wurden die ersten zwei Todesopfer in Deutschland gemeldet.

In ganz Europa wurden bislang insgesamt 15.000 Fälle bestätigt, mehr als 500 Menschen starben europaweit an der durch das Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19.

Die spanische Regierung untersagte am Dienstag alle Flüge aus Italien für zwei Wochen. Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair streicht wegen der Corona-Krise bis zum 8. April sämtliche Italien-Flüge. Auch bei Air France-KLM fallen zahlreiche Flüge aus, British Airways sagte kurzfristig für Dienstag alle Flüge nach Italien ab.

Der Vatikan verfügte am Dienstag die Schließung von Petersplatz und Petersdom für Touristen bis zum 3. April. Papst Franziskus rief allerdings Priester auf, mit dem Coronavirus Infizierte zu besuchen.

(P.Vasilyevsky--DTZ)

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