Erste Todesfälle in Deutschland nach Infektionen mit Coronavirus
In Deutschland gibt es die ersten Todesfälle infolge des Coronavirus. In einem Krankenhaus in Essen starb am Montagmittag eine 89-jährige Patientin, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Auch im Kreis Heinsberg gab es nach Angaben eines Sprechers der Kreisverwaltung einen Todesfall. Insgesamt stieg die Zahl der bestätigten Coronavirusansteckungen auf 1123 Fälle. In Brandenburg wurden rund 5000 Menschen in Neustadt an der Dosse unter Quarantäne gestellt.
Bei der 89-jährigen Essenerin war der Erreger nach Angaben der Stadt am vergangenen Dienstag festgestellt worden. Ihr Allgemeinzustand sei zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme an der Uniklinik Essen bereits so stark eingeschränkt gewesen, dass sie auf der Intensivstation behandelt wurde. Sie starb demnach an einer Lungenentzündung infolge einer Infektion mit dem Coronavirus. In Essen sind derzeit fünf weitere Corona-Krankheitsfälle bekannt. Ihnen geht es den Angaben zufolge den Umständen entsprechend gut.
Zu dem Todesfall im vom Coronavirus besonders betroffenen Kreis Heinsberg konnte der Sprecher zunächst nichts Näheres mitteilen. Es sollte aber am Abend eine Pressekonferenz geben.
Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es inzwischen bereits 484 Infektionen, wie aus den aktuellen Daten des Robert-Koch-Instituts hervorging. Einzig in Sachsen-Anhalt wurde bis Montag kein Fall bekannt.
Im brandenburgischen Neustadt an der Dosse im Landkreis Ostprignitz-Ruppin bleiben die Schulen, der Hort sowie Internate bis zum 17. März geschlossen, wie der Landkreis auf seiner Internetseite mitteilte. Auch alle im Haushalt der Betroffenen lebenden Angehörigen müssen demnach zu Hause bleiben.
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) berichtete, insgesamt befänden sich daher 5000 Menschen in Quarantäne. Demnach teilte die Stadt Neustadt an der Dosse mit, auch Angehörige und Internatsschüler aus der gesamten Bundesrepublik seien betroffen.
Angesichts der wachsenden Zahl von bestätigten Coronavirusfällen dürften in den kommenden Tagen auch Sportgroßveranstaltungen abgesagt werden. Der Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL), Christian Seifert, rechnet für den kommenden Spieltag der Fußball-Bundesliga am Wochenende mit Geisterspielen. Seifert sprach bei "Bild live" von "einer Ausnahmesituation", eine mögliche Spielpause bezeichnete er jedoch als "illusorisch".
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bekräftigte seine Empfehlung, Großveranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern abzusagen. Es bleibe oberstes Ziel, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Jeder Einzelne und die Gesellschaft müssten dazu beitragen. Dabei gehe es um Abwägungen. Es sei "leichter auf ein Konzert oder Fußballspiel zu verzichten als auf den täglichen Weg zur Arbeit", sagte Spahn. Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen schlossen sich Spahns Empfehlungen inzwischen an.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält keine Hygiene- oder Quarantänemaßnahme zur Unterbrechung der Infektionsketten für vergebens. In der aktuellen Lage sei "das wirksamste Mittel der Faktor Zeit", sagte Merkel beim deutsch-griechischen Wirtschaftsforum in Berlin. Dies sei nötig für die Forschung an Medikamenten und einem Impfstoff. Es gehe aber auch darum, eine Überlastung von Ärzten und Krankenhäusern zu vermeiden, "die entstehen würde, wenn innerhalb kürzester Zeit sehr viele Menschen gleichzeitig wegen Corona zu behandeln wären".
(P.Vasilyevsky--DTZ)