Bericht über massenhaftes Schlachten früherer Rennpferde schockiert Australier
Pferderennen sind Down Under sehr populär - nun verderben aber Enthüllungen über das massenhafte und mitunter qualvolle Töten alter Rennpferde den Australiern das Vergnügen. Das Schlachten von Rennpferden ist in Australien zwar nicht grundsätzlich verboten, laut zweijährigen verdeckten Recherchen des Senders ABC kommt es allerdings viel häufiger vor als bislang bekannt. Rund 8500 frühere Rennpferde würden jährlich geschlachtet, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender.
Der australische Pferderennsport versichert, dass weniger als ein Prozent der früheren Rennpferde auf einem Schlachthof oder in einer Abdeckerei enden. In einigen Bundesstaaten, darunter New South Wales, müssen alle früheren Rennpferde im Ruhestand artgerecht untergebracht werden. An diese Vorgabe scheinen sich dem Bericht zufolge aber viele nicht zu halten.
"Wir sprechen hier vom Zerstören von Tieren in industriellem Ausmaß", sagte Paul McGreevy, der an der Universität von Sydney Professor für das Verhalten und Wohlergehen von Tieren ist und den Umgang mit Rennpferden seit 25 Jahren untersucht. "Wir sehen Tiere leiden. Ich denke nicht, dass irgendjemand in der Branche das rechtfertigen kann", fügte der Wissenschaftler mit Blick auf den Rennsport hinzu.
Die Organisation Koalition für den Schutz von Rennpferden beobachtete nach eigenen Angaben zwei Jahre lang eine Abdeckerei nördlich von Brisbane. Die Rückverfolgung der Tiere mithilfe von Brandzeichen und Mikrochips habe ergeben, dass dort binnen 22 Tagen rund 300 Rennpferde geschlachtet wurden, die in ihrer aktiven Zeit zusammen knapp fünf Millionen australische Dollar (3,07 Millionen Euro) Preisgeld eingebracht hätten.
Die Arbeiter in dem Betrieb hätten die Pferde überdies geschlagen und anderweitig misshandelt, erklärte die Tierschutzgruppe. Der für den Rennsport zuständige Minister des Bundesstaates Queensland, Stirling Hinchliffe, zeigte sich am Freitag erschüttert über die Enthüllungen. "Die Misshandlung von Tieren ist abscheulich", schrieb er im Kurzbotschaftendienst Twitter. Zur Untersuchung der Vorwürfe seien Inspekteure in die genannte Abdeckerei geschickt worden.
Der Erfolgstrainer Lee Freedman erklärte, das Schicksal dieser Pferde breche ihm das Herz. "Wenn wir nicht wirkliche Veränderungen vornehmen, wird das Gericht der öffentlichen Meinung den Rennsport begraben", warnte er.
Die Enthüllungen wurden wenige Tage vor dem Everest von Sydney, dem höchstdotierten Rasen-Pferderennen der Welt, veröffentlicht. In einem Monat findet außerdem der Melbourne Cup, das wichtigste Pferderennen Australiens, statt.
(N.Loginovsky--DTZ)