Medien: Mexikos Armee musste Sohn von Drogenboss "El Chapo" laufen lassen
Mexikanische Sicherheitskräfte haben einen bereits festgenommenen Sohn des in den USA inhaftierten Drogenbosses Joaquín "El Chapo" Guzmán offenbar laufen lassen müssen - sie sahen sich einer Übermacht bewaffneter Angreifer gegenüber. Wie der mexikanische Sicherheitsminister Alfonso Durazo am Donnerstag (Ortszeit) mitteilte, war Ovidio Guzmán López festgenommen worden, nachdem eine Armeepatrouille aus einem Wohnhaus in Culiacán, der Hauptstadt des Bundesstaates Sinaloa, angegriffen worden war.
Nach der Festnahme von Ovidio Guzmán und drei weiteren Verdächtigen hätten zahlreiche bewaffnete Männer das Haus umstellt, führte Durazo aus. Sie seien den Soldaten zahlenmäßig überlegen gewesen. Anwohner hätten inmitten des Schusswechsels flüchten müssen. "Um das höhere Gut, die Sicherheit und das Wohlergehen der Bevölkerung von Culiacán zu schützen", habe die mexikanische Regierung "entschieden, die besagten Aktionen auszusetzen". Mexikanischen Medien zufolge habe dies auch die Freilassung von Ovidio Guzmán bedeutet.
Zunächst reagierten weder Durazo noch das Büro von Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador auf die Bitte um nähere Angaben zu dem Vorfall.
Auf Fernsehbildern waren Soldaten und Polizisten unter Beschuss von schwer bewaffneten Männern zu sehen. Einige Autofahrer auf den umliegenden Straßen verließen in Panik ihre Fahrzeuge, um sich vor den Schüssen in Sicherheit zu bringen. Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten, blockierten die bewaffneten Angreifer Straßen und Autobahnen rund um die 750.000-Einwohner-Stadt Culiacán.
Die Regierung von Sinaloa erklärte, sie bemühe sich darum, die Ruhe in Culiacán wiederherzustellen. Zugleich rief sie die Bevölkerung auf, "ruhig zu bleiben, die Straßen zu meiden und sehr aufmerksam auf Warnhinweise der Behörden zu der sich entwickelnden Lage zu achten".
Ovidio und sein Bruder Alfredo sollen die Führung über einen Teil des jahrelang von "El Chapo" geführten Sinaloa-Kartells übernommen haben, nachdem ihr Vater 2017 an die USA ausgeliefert worden war. "El Chapo" war im Juli in New York zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden.
(Y.Ignatiev--DTZ)