Deutsche Tageszeitung - Klimaproteste aktivieren nur politisch schon interessierte Jugendliche

Klimaproteste aktivieren nur politisch schon interessierte Jugendliche


Klimaproteste aktivieren nur politisch schon interessierte Jugendliche
Klimaproteste aktivieren nur politisch schon interessierte Jugendliche / Foto: ©

Die Zahl der politisch aktiven Jugendlichen in Deutschland hat sich nach Ergebnissen der Shell-Jugendstudie trotz der Klimaproteste um die Fridays-for-Future-Bewegung nicht erhöht. Es gebe zwar eine Politisierung der deutschen Jugend, sagte der Leiter der Studie, Mathias Albert, am Dienstag bei der Präsentation in Berlin. Dies betreffe aber lediglich schon vorher politisch interessierte Jugendliche.

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Die Umweltverschmutzung ist laut der Studie für 71 Prozent der Jugendlichen und der Klimawandel für 65 Prozent das aktuell wichtigste Thema - damit sind dies die beiden größten Sorgenthemen für die Heranwachsenden. Bei der vorangegangenen Untersuchung vor vier Jahren hatte noch die Angst vor Terroranschlägen und vor Krieg in Europa vorne gelegen; auch um eine steigende Armut sorgten sich damals mehr Heranwachsende als heute.

Albert sagte zur wachsenden Politisierung, "die, die sich bereits politisch eingesetzt haben, engagieren sich mehr". Zugleich sank im Vergleich zur Studie von 2015 der Anteil der Jugendlichen mit Interesse an Politik leicht von 43 Prozent auf 41 Prozent.

Der Anteil derjenigen, die politisches Engagement wichtig finden, stieg derweil leicht von 33 Prozent auf 34 Prozent. Noch im Jahr 2000 fanden nur 30 Prozent Politik wichtig und 22 Prozent politisches Engagement. Deutlich gestiegen ist gleichzeitig die Zufriedenheit mit der Demokratie, die mit 77 Prozent einen Spitzenwert erreichte.

Allerdings gibt es eine fast genauso große Skepsis gegenüber Politikern - 71 Prozent der Jugendlichen glauben nicht, dass sich "Politiker darum kümmern, was Leute wie ich denken".

Die Studienmacher stellten bei der Befragung auch eine Offenheit vieler Jugendlicher für populistische Aussagen fest. Nach einer Analyse der Antworten auf verschiedene Fragen stuften die Forscher 39 Prozent der Jugendlichen als eher weltoffen ein, 33 Prozent aber als eher populistisch. 28 Prozent seien nicht eindeutig positioniert. Unter Jugendlichen mit niedrigem Bildungsstand sei Populismus stärker verbreitet.

Zu den von einer großen Zahl mitgetragenen populistischen Aussagen zählt, dass in Deutschland nichts Schlechtes über Ausländer gesagt werden dürfe, "ohne gleich als Rassist beschimpft zu werden" - dies sehen mehr als zwei Drittel so. Dass sich der deutsche Staat mehr um Geflüchtete als um hilfsbedürftige Deutsche kümmere, glaubt eine knappe Mehrheit.

Demgegenüber stellten die Studienmacher eine hohe Toleranz unter den Jugendlichen fest - verschiedene gesellschaftliche Gruppen und Minderheiten würden von 80 Prozent bis 95 Prozent der Befragten akzeptiert. Die größte Ablehnung gebe es gegenüber Flüchtlingen. Ein Fünftel der Jugendlichen wollte nicht neben einer Flüchtlingsfamilie wohnen.

Die Shell-Jugendstudie stützt sich auf persönliche Befragungen von 2572 jungen Leuten im Alter von zwölf bis 25 Jahren.

(W.Uljanov--DTZ)

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