Kritik an vorsorglichen Stromabschaltungen wegen Brandgefahr in Kalifornien
Der Gouverneur von Kalifornien hat die andauernden Stromabschaltungen in hunderttausenden Haushalten als Vorsorgemaßnahme gegen Waldbrände in dem US-Bundesstaat scharf kritisiert. Dass rund 540.000 Menschen immer noch ohne Strom seien, sei "inakzeptabel", sagte Gavin Newsom am Donnerstagabend. So etwas sollte "kein Staat im 21. Jahrhundert erleben" müssen. Newsom prangerte Jahrzehnte der "Nachlässigkeit" und "Misswirtschaft" des Stromanbieters an.
Das Unternehmen Pacific Gas & Electric (PG&E) hatte in der Nacht zum Mittwoch mit Abschaltungen im Norden und im Zentrum Kaliforniens begonnen, um die Gefahr von Waldbränden kleinzuhalten. Die Stromabschaltungen ermöglichen es dem Versorgungsunternehmen, Hochspannungsleitungen bei Waldbrandgefahr auf mögliche Schäden zu untersuchen. Wegen der Stromabschaltungen blieben zahlreiche Schulen und Universitäten geschlossen, die Bewohner der betroffenen Regionen deckten sich mit Wasser, Batterien und Treibstoff ein.
Kaliforniens Gouverneur sagte, Stromabschaltungen seien unter gefährlichen Bedingungen "eine bewährte Praxis der Branche", beschuldigte PG&E jedoch, sein Netzwerk nicht ausreichend modernisiert zu haben. Der Stromversorger verteidigte seine Maßnahme und erklärte, bei den Inspektionen am Donnerstag seien zahlreiche Schäden festgestellt worden, die bei laufendem Betrieb der Leitungen Waldbrände hätten verursachen können. Das Unternehmen habe die Entscheidung im Sinne der Sicherheit der Menschen getroffen, erklärte ein Sprecher.
PG&E schloss am Donnerstag die Inspektionen an einigen Stromleitungen ab und stellte bis zum späten Nachmittag die Stromversorgung für mehr als 228.000 Menschen wieder her. In einzelnen Gebieten kann es nach Angaben des Unternehmens allerdings noch mehrere Tage dauern, bis die betroffenen Kunden wieder ans Netz genommen werden.
Im vergangenen November hatten schadhafte Stromleitungen von PG&E in dem Bundesstaat einen verheerenden Waldbrand ausgelöst, bei dem 85 Menschen ums leben kamen. Rund um die Kleinstadt Paradise verwüstete das Feuer mehr als 60.000 Hektar Land und zerstörte fast 19.000 Häuser und andere Gebäude. Der Brand gilt als der tödlichste und zerstörerischste in der Geschichte des US-Westküstenstaats.
(O.Tatarinov--DTZ)