OECD-Studie: Drei Prozent geringeres BIP in Deutschland wegen Übergewicht
Das Übergewicht der Deutschen hat immer größere Auswirkungen auf die Volkswirtschaft: Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geht in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie von einem um drei Prozent geringeren Bruttoinlandsprodukt (BIP) wegen der hohen Zahl von Übergewichtigen und Fettleibigen in Deutschland aus. Die durch Übergewicht verursachte geringere Leistung des deutschen Arbeitsmarkts entspreche einer Zahl von einer Million Vollzeitbeschäftigten pro Jahr. Um diese Kosten auszugleichen, muss jeder Deutsche zusätzlich 431 Euro Steuern pro Jahr zahlen.
Laut OECD entfallen mehr als zehn Prozent der Gesundheitsausgaben in Deutschland auf die Behandlung Übergewichtiger. Damit steht die Bundesrepublik unter den 52 untersuchten Ländern an fünfter Stelle. Höhere Ausgaben in diesem Bereich haben nur die USA, Saudi-Arabien, die Türkei und die Niederlande. Außerdem leben Deutsche durchschnittlich wegen zu hohen Gewichts oder gar Fettleibigkeit 2,6 Jahre kürzer.
In Deutschland ist fast jeder vierte Erwachsene fettleibig. Die Diagnose gilt als Krankheit und betrifft Menschen, die einen Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 30 haben. Bei einem BMI zwischen 25 und 30 wird von Übergewicht gesprochen.
Die OECD-Studie zeigt, welche gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Belastungen das Problem Übergewicht darstellt - und in Zukunft darstellen wird. Fettleibigkeit senkt nicht nur die Lebenserwartung, sondern auch schulische Leistungen von Kindern und Jugendlichen sowie die Produktivität von Arbeitskräften. Dennoch enthält der Bericht auch eine gute Nachricht: Jeder Euro, der in die Präventionsarbeit gegen Übergewicht fließt, bringt eine wirtschaftliche Rendite von bis zu sechs Euro.
Insgesamt sind knapp 60 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in den 52 untersuchten Ländern übergewichtig, davon leiden knapp 25 Prozent unter der Diagnose Fettleibigkeit. Die Zahl der Übergewichtigen stieg von 2010 bis 2016 um drei Prozentpunkte, von 21 auf 24 Prozent. Die OECD geht davon aus, dass in den nächsten drei Jahrzehnten mehr als 92 Millionen Menschen an Fettleibigkeit und mit Übergewicht verbundenen Krankheiten sterben werden und damit die Lebenserwartung bis 2050 um drei Jahre sinkt.
Nach Angaben der OECD tut Deutschland bereits einiges, um der Krankheit Herr zu werden: Die Organisation lobt die von der deutschen Regierung ergriffenen Maßnahmen, darunter Ernährungs- und Bewegungsrichtlinien, freiwillige Beschränkungen der Werbeindustrie sowie Lebensmittelmarkierungen.
(W.Uljanov--DTZ)