Beginn von Prozess zu aufsehenerregendem Frauenmord in der Türkei
Videoaufnahmen der 38-jährigen Türkin Emine Bulut, wie sie vor den Augen ihrer Tochter um ihr Leben ringt, hatten im August in der Türkei für großes Aufsehen gesorgt: Nun hat in der Nähe von Ankara der Mordprozess gegen ihren Ex-Mann begonnen. Der 43-jährige Fedai Varan musste sich am Mittwoch vor einem Gericht in Kirikkale wegen des Vorwurfs verantworten, seine Ex-Frau in einem Café der zentralanatolischen Stadt erstochen zu haben.
In der Türkei hatte das Video der Tat für große Empörung gesorgt und eine Debatte über die verbreitete Gewalt gegen Frauen ausgelöst. Auf dem Video einer Überwachungskamera ist zu sehen, wie Bulut nach dem Angriff blutüberströmt auf dem Boden des Cafés liegt, in dem sie sich mit ihrem Ex-Mann getroffen hatte. "Ich will nicht sterben", schreit sie verzweifelt. "Bitte stirb nicht, Mama", fleht ihre zehnjährige Tochter daraufhin.
Wegen der Tat droht ihrem Ex-Mann nun lebenslange Haft. Er hatte der Polizei nach der Tat gesagt, Bulut habe ihn beleidigt. Bei dem Prozessauftakt in Kirikkale war er nicht anwesend, sondern wurde über Videolink dazugeschaltet. Wegen des großen Andrangs von Journalisten und Anwälten begann der Prozess erst mit Verzögerung.
In der Türkei ist Gewalt gegen Frauen ein ernstes Problem, und die Zahl der Morde steigt seit Jahren. Laut der Frauenrechtsgruppe We Will Stop Femicide wurden 2017 in der Türkei 409 Frauen getötet. Vergangenes Jahr waren es 440, und in den ersten neun Monaten dieses Jahres lag die Zahl bereits bei 354.
Laut Experten ist einer der Gründe für die steigende Zahl der Morde, dass Frauen größere Freiheiten beanspruchen. Dies wird in konservativen Gesellschaftsschichten nicht gern gesehen, da Frauen dort nicht als gleichberechtigt gelten.
(P.Vasilyevsky--DTZ)