Chemie-Nobelpreis an drei Forscher für Entwicklung von Lithium-Ionen-Batterien
Für die Entwicklung der Lithium-Ionen-Batterie werden die Wissenschaftler John Goodenough aus den USA, Stanley Whittingham aus Großbritannien und Akira Yoshino aus Japan mit dem diesjährigen Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet. Die Batterien hätten "unser Leben revolutioniert, seit sie 1991 erstmals auf den Markt kamen", erklärte die Königliche Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm zur Begründung. Sie seien damit "von größtem Nutzen für die Menschheit".
Die "leichten, wiederaufladbaren Akkus" würden heute in allen Bereichen des Alltags eingesetzt, von Smartphones über Laptops bis zu Elektroautos, erklärte die Akademie weiter. Sie könnten zudem "erhebliche Mengen an Energie aus Sonnen- und Windkraft speichern" und machten damit in Zeiten des Klimawandels den Weg frei für eine "Gesellschaft ohne fossile Brennstoffe".
Den Grundstein für die Lithium-Ionen-Akkus legte der heute 77-jährige Chemiker und Materialforscher Whittingham während der Ölkrise in den 70er Jahren. Auf der Suche nach einer alternativen Energiequelle entdeckte er einen Weg, die potenzielle Energie des Alkalimetalls Lithium zu nutzen: Er entwickelte eine Lithium-Batterie mit einer neuartigen Kathode aus Titandisulfid. Die Batterie setzte viel Energie frei, erwies sich aber als zu instabil.
Goodenough baute auf Whittinghams Prototyp auf, verwendete jedoch für die Kathode ein Metalloxyd. 1980 zeigte er dann, dass sich mit der Kombination von Kobaltoxid und Lithiumionen bis zu vier Volt erzeugen lassen. Fünf Jahre später gelang es Yoshino, die erste kommerziell nutzbare Lithium-Ionen-Batterie zu entwickeln. Heute wird sie so gut wie in allen tragbaren Elektrogeräten eingesetzt.
Der in Jena geborene Physiker Goodenough ist mit 97 Jahren der bisher älteste Nobel-Laureat. Trotz seines hohen Alters forscht er noch an der Universität von Texas in Austin. Wittingham ist Professor an der Binghamton University im US-Bundesstaat New York, sein 71-jähriger Kollege Yoshino ist Professor an der Meijo-Universität im japanischen Nagoya und arbeitet für den Chemiekonzern Asahi Kasei in Tokio.
In einer ersten Reaktion zeigte sich Yoshino überrascht und ausgesprochen erfreut über die Auszeichnung. Er selbst habe sich erst vor wenigen Jahren ein Handy zugelegt, sagte er vor Journalisten in Tokio. Lange Zeit habe er diese Geräte abgelehnt. Der japanische Forscher bezeichnete den Klimawandel als eine "ernsthafte Herausforderung für die Menschheit", bei dem Lithium-Inonen-Akkus als "Stromspeicher" ihren Beitrag zur Lösung des Problems leisten könnten.
Goodenough, Yoshino und Whittingham teilen sich den mit umgerechnet 833.000 Euro dotierten Nobelpreis. Er wird wie jedes Jahr am 10. Dezember verliehen, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.
Im vergangenen Jahr waren die US-Biochemikerin Frances Arnold sowie die Molekularbiologen George Smith und Gregory Winterer ausgezeichnet worden, die mit den Prinzipien der Evolution neuartige Proteine unter anderem für Biokraftstoffe und Medikamente entwickelt hatten. Arnold war erst die fünfte Chemiepreisträgerin seit Marie Curie im Jahr 1911.
(W.Budayev--DTZ)