Vier Polizeibeamte bei Angriff in Pariser Präsidium getötet
Ein Messerangreifer hat am Donnerstag im Pariser Polizei-Hauptquartier mindestens vier Polizeibeamte erstochen. Der Mitarbeiter des Präsidiums griff die Kollegen zur Mittagszeit mit einem Messer an, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Der 45-Jährige verletzte eine Frau und drei Männer tödlich und wurde dann im Hof des Präsidiums von einem Beamten erschossen. Mindestens ein weiterer Mensch wurde lebensgefährlich verletzt.
Der Täter stach nach Angaben von Innenminister Christophe Castaner zwischen 12.30 Uhr und 13.00 Uhr mit einem Küchenmesser auf Kollegen ein. Er habe "nie Verhaltensauffälligkeiten gezeigt" und seinen Angriff auch nicht angekündigt. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gab es zunächst nicht.
Die Umgebung des Polizei-Hauptquartiers wurde von Sicherheitskräften abgeriegelt. Es liegt im Herzen der Stadt, in Laufweite der Pariser Kathedrale Notre-Dame auf der Seine-Insel Île de la Cité. In der Gegend sind in der Regel viele Touristen unterwegs.
Nach Angaben des Pariser Staatsanwalts Rémy Heitz wurden bei dem Angriff vier Polizeibeamte getötet - darunter einer, der in der Verwaltung arbeitete. Ein weiterer Mensch wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.
Der Täter war Verwaltungsangestellter für Informatik. Er arbeitete bei der nachrichtendienstlichen Abteilung der Pariser Polizei (Direction du renseignement de la préfecture de police, DRPP), die unter anderem für den Kampf gegen Extremisten zuständig ist.
Nach Angaben der Polizei hatte der Täter eine Behinderung. Die Ermittler gehen Hinweisen nach, wonach dem Angriff ein Konflikt mit Kollegen vorausging. Die Wohnung des Angreifers wurde durchsucht und seine Frau in Polizeigewahrsam genommen.
Ein Augenzeuge des Angriffs berichtete, unter den Polizisten sei Panik ausgebrochen. "Ich habe einen Schuss gehört", sagte der Dolmetscher, der im Präsidium Dienst hatte. "Alle rannten, viele haben geweint."
Ein Mitarbeiter der Polizeigewerkschaft Alliance, Loïc Travers, sagte dem Sender BFM-TV, der Täter habe mehr als 20 Jahre bei der Polizei gearbeitet. Er habe als "vorbildlicher Angestellter ohne Vorgeschichte" gegolten. Eine andere Gewerkschaft sprach von einem "menschlichen Drama", das nichts mit der Polizei zu tun habe, sondern sich überall hätte ereignen können.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron begab sich in das Präsidium, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Auch Regierungschef Edouard Philippe war neben Innenminister Castaner vor Ort. "Paris weint um seine Angehörigen", schrieb die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo im Kurzbotschaftendienst Twitter. Sie sprach von einer "schrecklichen Attacke".
Die Pariser Polizei war in den vergangenen Jahren durch mehrere Skandale erschüttert worden. Im Februar wurden zwei Beamte wegen der Vergewaltigung einer Touristin in dem Hauptquartier zu jeweils sieben Jahren Haft verurteilt. Für Schlagzeilen sorgte auch der Fall eines Drogenfahnders, der Kokain gestohlen haben soll.
Der Angriff ereignete sich einen Tag nach einem "Wutmarsch" tausender Polizisten für bessere Arbeitsbedingungen. Die französische Polizei gilt als chronisch überlastet. Seit 2015 machte ihr die Serie islamistischer Anschläge in Frankreich mit mehr als 240 Toten zu schaffen. Seit dem vergangenen Herbst stieg der Druck durch Gewalt am Rande von "Gelbwesten"-Protesten.
(A.Stefanowych--DTZ)