Deutsche Tageszeitung - Trauer um die verstummte "Goldene Stimme von Prag"

Trauer um die verstummte "Goldene Stimme von Prag"


Trauer um die verstummte "Goldene Stimme von Prag"
Trauer um die verstummte "Goldene Stimme von Prag" / Foto: ©

Blumen und weinende Fans vor seiner Villa, eine Gedenkminute beim Champions-League-Spiel und ein Staatsbegräbnis: Karel Gotts tschechische Heimat trauert um ihre verstummte "Goldene Stimme von Prag". Der Schlagerstar war nach Angaben seiner Frau Ivana Gottova "am Dienstag kurz vor Mitternacht" im Kreise seiner Familie gestorben. Der 80-Jährige hatte erst vor kurzem mitgeteilt, dass er an akuter Leukämie erkrankt war.

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Ihr Mann sei nach "langer und schwerer Krankheit" bei sich zu Hause "sanft entschlafen", teilte Gottova am Mittwoch auf der Website des Stars mit. Karel Gott stand mehr als sechs Jahrzehnte auf der Bühne, darunter in fast allen europäischen Ländern sowie in den USA, Kanada, China, Australien und Japan. Im Laufe seiner Karriere veröffentlichte er fast 300 Plattenalben und CDs, dutzende Millionen davon wurden verkauft.

In Deutschland, wo Gott bereits 1967 mit "Weißt du wohin?" seinen ersten Hit landen konnte, besaß er einen großen Kreis treuer Fans. Zu seinen weiteren Erfolgen zählten "Babicka", "Fang das Licht" und "Einmal um die ganze Welt". Die meisten Deutschen aber verbinden mit ihm vor allem das Lied zur "Biene Maja".

Wahren Kultstatus hatte der Sänger in seinem Heimatland: Bereits 42 Mal gewann er die Goldene Nachtigall, den tschechischen Publikumspreis für Gesang. Seine Landsleute nennen ihn auch deshalb seit langem verehrend "Mistr" - Meister. Zu seinem 80. Geburtstag wurde er in Tschechien mit Sondersendungen gefeiert, ein Prager Plattenladen bot "Null-Euro"-Scheine mit seinem Konterfei an.

Die Nachricht von seinem Tod löste vor allem in Tschechien tiefe Trauer aus: Die sozialen Netzwerke wurden buchstäblich mit Trauerbekundungen geflutet, vor dem Haus des Sängers in Prag legten Menschen Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Vielen von ihnen hatten dabei Tränen in den Augen.

Vor dem Champions-League-Spiel zwischen Slavia Prag und Borussia Dortmund in der tschechischen Hauptstadt gedachten 20.000 Zuschauer mit einer Gedenkminute ihres verstorbenen Stars. Im Stadion wurde neben der tschechischen Version des Maja-Lieds auch die BVB-Hymne "Schwarzgelb - wie Biene Maja" gespielt: Karel Gott hatte sie 1996 gemeinsam mit Norbert Dickel aufgenommen.

Tschechiens Präsident Milos Zeman erklärte, der Sänger sei ein "echter Künstler" gewesen, der sein Leben "Generationen" und "uns allen hergegeben" habe. Ministerpräsident Andrej Babis sagte, er sei "wie alle" mit den Liedern von Karel Gott aufgewachsen.

Sein Kabinett beschloss später, ein Staatsbegräbnis für den Star zu organisieren - möglicherweise im Veitsdom auf der Prager Burg - und Staatstrauer auszurufen - einen genauen Tag legte es allerdings nicht fest. "Wir warten noch darauf, dass seine Familie uns sagt, was ihre Wünsche sind - und was sich Karel Gott gewünscht hätte", sagte Babis vor Journalisten. Das letzte Staatsbegräbnis hatte der frühere Bürgerrechtler, Schriftsteller und Präsident Vaclav Havel im Dezember 2011 erhalten.

Karel Gott wurde am 14. Juli 1939 im westböhmischen Pilsen als Sohn eines Elektrotechnikers geboren. Schon als Gymnasiast machte er mit Freunden Musik in Tanzcafés. Eigentlich wollte er Maler werden, lernte aber zunächst Elektriker. Mit 20 Jahren wurde sein Talent als Sänger bei einem Nachwuchswettbewerb entdeckt, kurz darauf begann er sein Studium am Prager Konservatorium. Kurz darauf startete auch seine internationale Karriere.

Bereits 2015 war Gott an einem aggressiven Krebs erkrankt. Vor anderthalb Jahren wurde bei ihm dann ein sogenanntes Myelodysplastisches Syndrom festgestellt, wie er vor rund drei Wochen selbst auf seiner Website schrieb. Daraus entwickelte sich in den vergangenen Monaten eine akute Leukämie.

Seine Krankheiten hielten ihn jedoch nicht von der Arbeit ab. Noch im Frühjahr schaffte er mit seiner jungen Tochter Charlotte einen Youtube-Hit. Bis zuletzt arbeitete er zudem an seiner Autobiografie und ließ sich für einen Dokumentarfilm über sein Leben von einem Kamerateam begleiten.

(W.Uljanov--DTZ)

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