Prozess gegen Britin wegen mutmaßlicher Vergewaltigung in Zypern begonnen
In Zypern hat der Prozess gegen eine junge Britin begonnen, die zwölf israelische Touristen fälschlicherweise der Gruppenvergewaltigung beschuldigt hatte. Bei ihrer Ankunft vor dem Bezirksgericht in Paralimni bedeckte die 19-Jährige am Mittwoch ihr Gesicht. Bei einem Schuldspruch wegen Falschaussage drohen ihr bis zu ein Jahr Haft und rund 1700 Euro Geldstrafe. Der Prozess wird am 15. Oktober fortgesetzt.
Die britische Touristin hatte Mitte Juli zwölf israelische Urlauber im Alter zwischen 15 und 18 Jahren beschuldigt, sie in ihrem Hotel im Ferienort Agia Napa vergewaltigt zu haben. Doch schon bald kamen Zweifel an ihren Angaben auf, und die Israelis wurden wieder freigelassen.
Nach Angaben ihrer Anwälte hatte die junge Britin die Vergewaltigungsvorwürfe unter Zwang wieder zurückgenommen. Dabei kritisierten sie scharf die Art und Weise, wie die Ermittlungen geführt worden seien.
Ihre Anwälte zeigten sich nach der mehr als zweistündigen Anhörung am Mittwoch zufrieden mit dem Verlauf. "Natürlich will sie Gerechtigkeit. Sie ist unschuldig", sagte Michael Polak von der britischen Rechtshilfeorganisation Justice Abroad vor Journalisten. "Wir sagen, es gab eine Vergewaltigung, und es gab Ermittlungen, die weit hinter den Standards zurückblieben", sagte Polak. Unter anderem existierten keinerlei Video- oder Audioaufzeichnungen der stundenlangen Befragung auf der Polizeiwache.
Schon im September hatte Polak bei einer kurzen Anhörung vor Gericht den Behörden vorgeworfen, dass sie seiner Mandantin eine Rechtsvertretung trotz ihrer ausdrücklichen Bitte verweigert und damit die EU-Menschenrechtskonvention missachtet hätten.
Die israelischen Touristen weisen alle Vorwürfe zurück. Sie sind inzwischen in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Angeklagte muss weiterhin in Zypern bleiben, sich künftig aber nur noch einmal statt wie bisher drei Mal pro Woche bei der Polizei melden.
(Y.Leyard--DTZ)