Nach Brand in französischem Chemiewerk wächst Druck auf Regierung
Fünf Tage nach dem Großbrand in einem Chemiewerk in Nordfrankreich steigt der Druck auf die Regierung: Grüne und Umweltverbände drängten am Dienstag zur Aufklärung über die Risiken für Umwelt und Gesundheit in der Stadt Rouen. "Wir wollen die Wahrheit wissen", skandierten hunderte Demonstranten bei einer Sitzung des Stadtrats. Eine offizielle Untersuchung soll bis Donnerstag vorliegen.
Grünen-Politiker riefen die Regierung auf, die Liste aller Stoffe vorzulegen, die in dem Lubrizol-Werk gelagert waren, das dem US-Milliardär Warren Buffett gehört. Dort war am Donnerstag ein Großbrand ausgebrochen, dicke schwarze Rauchwolken zogen über die 110.000-Einwohner-Stadt Rouen und das Umland. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, Kontakt zu den Rußpartikeln zu meiden und kein Obst und Gemüse aus dem Garten zu essen.
Die Umweltorganisation Respire (Atmen) beantragte vor Gericht, im Eilverfahren einen unabhängigen Experten zu berufen. Die Anwältin der Organisation, die frühere Umweltministerin Corinne Lepage, warf den Behörden vor, über bestimmte Stoffe wie Dioxine, Asbest und Schwermetalle zu schweigen.
Der offizielle Bericht zu dem Brand soll bis Donnerstag vorliegen. Dann will die Regierung auch über eine mögliche Entschädigung für mindestens 1800 Landwirte entscheiden, die ihre Produkte nicht mehr verkaufen können.
Premierminister Edouard Philippe rief die Bevölkerung zur Ruhe auf. Er sagte bei einem Besuch in Rouen, die Gerüche nach dem Brand seien zwar "störend", aber nicht "schädlich". In mehreren Schulen hatten Lehrer wegen der Geruchsbelästigung die Arbeit niedergelegt.
Die Ursache des Feuers ist weiter nicht bekannt. In dem Chemiewerk werden Zusatzstoffe für Schmierstoffe hergestellt. Es unterliegt der sogenannten Seveso-Richtlinie der EU, die besonders strenge Sicherheitsauflagen vorschreibt.
Unterdessen kam es in einem weiteren Werk bei Rouen zu einem Zwischenfall. Bei einem ebenfalls nach Seveso eingestuften Düngemittelhersteller wurde am Dienstag ein Notfallplan eingeleitet und die Produktion gestoppt. Es habe zwar ein Problem mit der Elektrik gegeben, aber keinen Brand, erklärten die Behörden.
(O.Tatarinov--DTZ)