Das Klischee vom trinkfesten Russen ist laut einem WHO-Bericht überholt
Das Klischee vom trinkfesten Russen ist laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) überholt. "Die Russische Föderation wurde lange als eines der am stärksten trinkenden Länder der Welt betrachtet", heißt es in einem Bericht, den die WHO am Dienstag veröffentlichte. "Diese Tendenzen wurden in den vergangenen Jahren aber umgekehrt." Schließlich sei der Pro-Kopf-Alkoholkonsum in Russland von 2003 bis 2016 um 43 Prozent zurückgegangen.
Die WHO führt die positive Entwicklung auf eine Reihe von Maßnahmen gegen übermäßiges Trinken zurück, etwa die Einschränkung des Alkoholverkaufs. Dieses Vorgehen hat demnach auch zu dem historischen Höchststand der Lebenserwartung in Russland im vergangenen Jahr beigetragen. Männer werden demnach nun im Schnitt 68 Jahre und Frauen 78 Jahre alt. Anfang der 90er hatte die Lebenserwartung männlicher Russen noch bei 57 Jahren gelegen.
Unter dem letzten sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow hatten die Behörden eine Anti-Alkohol-Kampagne geführt und Alkohol teils verboten. Dadurch ging der Konsum von Mitte der 80er Jahre bis 1990 deutlich zurück. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion explodierte der Alkoholkonsum aber und nahm bis zu den ersten 2000er Jahren zu.
Unter dem gegenwärtigen russischen Staatschef Wladimir Putin, der sich gern als Natur liebender Sportsmann inszeniert, wurde unter anderem der Verkauf von Alkohol in Geschäften nach 23.00 Uhr verboten. Außerdem wurde ein Mindestpreis für Spirituosen im Einzelhandel eingeführt und Werbung für Alkohol verboten.
Schon frühere WHO-Zahlen hatten gezeigt, dass die Russen mittlerweile weniger Alkohol als die Deutschen oder Franzosen trinken. Auch der Tabakkonsum in Russland ging in den vergangenen Jahren deutlich zurück. Der Anteil der Raucher in Russland sank um gut ein Fünftel auf 30 Prozent, wie jüngst eine Studie zum internationalen Tabakkonsum zeigte.
(P.Vasilyevsky--DTZ)