Risiko durch Rußpartikel nach Brand in französischem Chemiewerk
Nach dem Großbrand in einem als besonders gefährlich geltenden Chemiewerk in der nordfranzösischen Stadt Rouen hat der Betreiber die Anwohner vor schädlichen Rußpartikeln gewarnt. Jeder Kontakt mit den Partikeln müsse vermieden werden, teilte das Unternehmen Lubrizol mit. Obst und Gemüse aus dem Garten müsse vor dem Verzehr gründlich gewaschen oder geschält werden.
"Überall auf den Straßen, Gehsteigen und Autos" sei Ruß, sagte am Freitag Jean-Claude Bleuzen, der stellvertretende Bürgermeister der rund 15 Kilometer entfernten Stadt Préaux. Auch die Präfektur der Normandie veröffentlichte Empfehlungen für das betroffene Gebiet. Landwirte wurden aufgerufen, ihre Ernte zunächst nicht einzuholen. Tiere sollten nicht im Freien gehalten und "nicht mit kontaminiertem Futter gefüttert" werden.
Nach Angaben des französischen Innenministers Christophe Castaner verbreitete sich eine dicke schwarze Rauchwolke rund 22 Kilometer weit um das Chemiewerk. Der Rauch enthielt demnach "eine bestimmte Anzahl von Verbindungen, die ein Gesundheitsrisiko darstellen können". Nach ersten Analysen bestehe jedoch keine "besondere Gefahr", betonte der Minister.
Bei dem Brand wurde auch die Wasserqualität des Flusses Seine beeinträchtigt, der hinter Rouen in den Ärmelkanal mündet. "Es wurde tatsächlich eine Verschmutzung festgestellt", räumte Präfekt Pierre-André Durand ein. Vermutlich seien Treibstoffe oder Abwasser aus der Fabrik durch überlaufende Rückhaltebecken in die nahegelegenen Seine geflossen. Um die Stoffe einzufangen, wurden schwimmende Barrieren im Fluss verteilt.
Lubrizol teilte mit, dass bei dem Feuer zwei Lagerhäuser und ein Verwaltungsgebäude beschädigt wurden. Die Brandursache war zunächst unbekannt. Die Staatsanwaltschaft leitete Untersuchungen ein.
Nachdem der Brand gelöscht worden war, konnten die Anwohner am Donnerstagabend wieder in ihre Häuser zurückkehren. In der Stadt waren zahlreiche Menschen mit Gesichtsmasken unterwegs. Durand riet Anwohnern mit gesundheitlichen Problemen, ihre Häuser bis Freitagabend nicht zu verlassen. Schulen und Kindergärten in der Nähe der Unfallstelle bleiben bis Montag geschlossen.
In dem Chemiewerk werden Zusatzstoffe für Schmierstoffe hergestellt. Die Fabrik gehört zum Unternehmen Lubrizol des US-Milliardärs Warren Buffett. Es unterliegt der sogenannten Seveso-Richtlinie der EU, die besonders strenge Sicherheitsauflagen vorschreibt. In dem Werk arbeiten rund 400 Menschen.
(A.Stefanowych--DTZ)