Vale-Konzern zu Millionenentschädigung an Opfer von Staudamm-Unglück verurteilt
Acht Monate nach dem folgenschweren Bruch eines Staudamms in Brasilien ist der Bergbaukonzern Vale erstmals zu konkreten Entschädigungszahlungen an Hinterbliebene der Opfer verurteilt worden. Ein Richter im Bundesstaat Minas Gerais entschied am Donnerstag (Ortszeit), dass Vale den Familien von drei Todesopfern insgesamt umgerechnet 2,6 Millionen Euro Entschädigung zahlen muss. Durch das Unglück Ende Januar waren mehr als 270 Menschen ums Leben gekommen oder gelten seither als vermisst.
Nachdem der Damm in dem Vale-Bergwerk Córrego do Feijão im südostbrasilianischen Brumadinho gebrochen war, hatte sich eine enorme Schlammlawine über die Umgebung ergossen. 13 Millionen Kubikmeter Schlamm mit Bergbauabwässern rissen zahlreiche Menschen mit sich.
Richter Rodrigo Heleno Chaves verfügte am Donnerstag, dass die Hinterbliebenen der drei Todesopfer, darunter eine Schwangere, insgesamt 11,875 Millionen Real erhalten. Bei den Opfern handele es sich um "Luiz und Fernanda, die verheiratet waren und ein Kind erwarteten," sowie die Schwester des Mannes, hieß es in einer Mitteilung des Gerichts.
Gegen das erstinstanzliche Urteil kann Berufung eingelegt werden. Aus Gerichtskreisen verlautete, dass Vale daher nicht verpflichtet sei, die Entschädigungszahlungen sofort zu leisten.
Bei der Gerichtsentscheidung vom Donnerstag handelte es sich um die erste Verurteilung von Vale zu einer Entschädigungszahlung an Opfer des Dammbruchs in Brumadinho, die auf Grundlage einer Klage von Einzelpersonen erfolgte. Weitere Klagen von Angehörigen gegen den größten Eisenförderer der Welt sind anhängig.
Im Juli hatte ein anderes Gericht im Bundesstaat Minas Gerais entschieden, dass Vale für alle Schäden durch den Dammbruch in Brumadinho aufzukommen habe. Eine Summe wurde dabei nicht festgelegt. Das Gericht ließ allerdings drei Milliarden Dollar (2,72 Milliarden Euro) aus dem Firmenguthaben einfrieren, um die Zahlung der Entschädigungen sicherzustellen.
Der Dammbruch in Brumadinho war eines der schlimmsten Unglücke in der Geschichte Brasiliens. Nur vier Jahre zuvor war in Mariana ein Staudamm, der von einem Tochterunternehmen von Vale und dem australisch-britischen Bergbaukonzern BHP betrieben wurde, gebrochen. Die Opferbilanz fiel mit 19 Toten deutlich niedriger aus als in Brumadinho, dafür verursachte der Dammbruch im Bundesstaat Minas Gerais die schlimmste Umweltkatastrophe in Brasiliens Geschichte.
Mittlerweile hat Brasilien den Bau von Dämmen einer bestimmten Bauweise, die billiger, aber auch riskanter ist, verboten. Bestehende Dämme dieser Bauweise müssen stillgelegt werden.
(N.Loginovsky--DTZ)