Schon mehr als vier Millionen Hektar durch Waldbrände in Bolivien zerstört
Nicht nur in Brasilien, auch im Nachbarland Bolivien wüten seit Wochen verheerende Wald- und Buschbrände. Dadurch wurden bereits mehr als vier Millionen Hektar Land zerstört, wie die Umweltschutzorganisation FAN am Mittwoch (Ortszeit) mitteilte. In der am schwersten betroffenen Region Santa Cruz gilt wegen der Feuer schon seit Anfang August der Notstand, in Beni im Nordosten Boliviens wurde er nun ebenfalls ausgerufen.
4,1 Millionen Hektar Wald- und Grasland seien bereits niedergebrannt, meldete die FAN unter Berufung auf Satellitenbilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa und der europäischen Raumfahrtbehörde ESA vom 15. September. Allein in Santa Cruz wurden demnach drei Millionen Hektar Fläche vernichtet. Die nach Santa Cruz am stärksten betroffenen Regionen seien Beni mit 879.495 Hektar und La Paz im Landesinneren mit 142.134 niedergebrannten Hektar Land.
Bereits seit Mai waren Brände in Bolivien registriert worden, im August nahm deren Zahl deutlich zu. Die Regionalregierung von Beni erklärte am Mittwoch wegen der Waldbrände den Notstand. So können wie bereits in Santa Cruz leichter staatliche Hilfen angefordert werden.
Nach Angaben der bolivianischen Behörden sind die Brände trotz intensiver Gegenmaßnahmen nicht alle unter Kontrolle. Zur Brandbekämpfung wurden zwei Löschflugzeuge, mehrere Hubschrauber sowie rund 5000 Feuerwehrleute, Soldaten und Polizisten entsandt. Auch Kräfte aus der Schweiz, Frankreich und Argentinien sind in den Brandgebieten im Einsatz.
Umweltschützer geben der Regierung in La Paz die Schuld an den Waldbränden. Per Gesetz hatte die Regierung das Abbrennen von Waldflächen für landwirtschaftliche Zwecke gefördert. Kürzlich gestattete sie Landwirten, 20 Hektar statt der üblichen fünf Hektar Wald abzubrennen. Beobachter gehen davon aus, dass dies zu tausenden Waldbränden führte. Die Regierung führt die anhaltenden Brände hingegen auf das trockene Wetter und starken Wind zurück.
Bolivien gehört zu den Amazonas-Staaten und hatte sich Anfang des Monats zusammen mit anderen Anrainerstaaten bei einem Krisengipfel im kolumbianischen Leticia zu einem besseren Schutz des größten Tropenwaldes der Welt bekannt.
60 Prozent der Amazonas-Wälder befinden sich auf brasilianischem Staatsgebiet. Dort regiert seit Jahresbeginn der ultrarechte Präsident Jair Bolsonaro. Nach Angaben des nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) vom Monatsanfang wurden in Brasilien seit Jahresbeginn mehr als 96.000 Brände registriert, davon 51,4 Prozent im Amazonas-Gebiet.
Bolsonaro ergriff nur zögerlich Gegenmaßnahmen und verbat sich in harschem Ton Einmischung aus dem Ausland. Die Amazonas-Wälder spielen allerdings eine sehr wichtige Rolle bei der Stabilisierung des globalen Klimas. In Kolumbien gaben die Behörden am Montag bekannt, dass die Zahl der Waldbrände auf ihrem Staatsgebiet auf den höchsten Stand seit 20 Jahren gestiegen sei.
(A.Nikiforov--DTZ)