Nach Unfall mit vier Toten in Berlin Debatte über SUV
Der schwere Verkehrsunfall in Berlin-Mitte mit vier Toten und fünf Verletzten hat eine Debatte über die Zulässigkeit von SUV in Innenstädten ausgelöst. Der zuständige Bezirksbürgermeister und die Deutsche Umwelthilfe forderten nach dem Unfall von Freitagabend ein Verbot der Geländelimousinen. Die genaue Ursache für den Unfall war weiter unklar, die Polizei ermittelt zu einem möglichen medizinischen Notfall des 42-jährigen Fahrers.
Der Sportgeländewagen vom Typ Porsche Macan war in Berlin-Mitte nach links von der Fahrbahn abgekommen und überfuhr vier Menschen sowie mehrere Poller und einen Ampelmast. Das Fahrzeug mit drei Insassen kam erst zum Stehen, nachdem es einen Baustellenzaun durchbrochen hatte. Neben einem drei Jahre alten Kind erlagen zwei Männer im Alter von 28 und 29 Jahren sowie eine 64-jährige Frau am Unfallort ihren Verletzungen, wie die Polizei mitteilte. Sie ging von einem "tragischen Verkehrsunfall" aus.
Die Deutsche Umwelthilfe erklärte nach dem Unfall, "SUVs haben in unseren Städten nichts zu suchen!" Der zuletzt mit einer Reihe von Klagen zu Diesel-Fahrverboten erfolgreiche Verband warf der Autoindustrie vor, nach ihren Zielen solle jeder zweite Neuwagen ein SUV sein. "Wir kämpfen dagegen an", erklärte die Umwelthilfe.
Auch der Bezirksbürgermeister des betroffenen Stadtteils Mitte, Stephan von Dassel (Grüne), stellte einen Zusammenhang zwischen dem Unfall und der Art des Autos her. Das Geschehen wäre so leicht vermeidbar gewesen, schrieb von Dassel auf Twitter. "Solche panzerähnlichen Autos gehören nicht in die Stadt!" SUV seien "Klimakiller" und "auch ohne Unfall bedrohlich, jeder Fahrfehler wird zur Lebensgefahr für Unschuldige".
Die bei Autokäufern beliebten SUV stehen schon länger in der Kritik, allerdings wegen des Vorwurfs der Klimaschädlichkeit. Im Zusammenhang mit der kommende Woche beginnenden Internationalen Automobilausstellung IAA gab es dazu Forderungen zu einem Strategiewechsel an die Autohersteller. In Bremerhaven verhinderten am Samstag Aktivisten von Greenpeace mit "Klimakiller"-Bannern mehrere Stunden lang das Entladen eines Transportschiffs, das mit SUV beladen war.
Greenpeace nannte die Fahrzeuge zudem auch ein erhöhtes Sicherheitsrisiko für andere Verkehrsteilnehmer. Wer als Autofahrer einen SUV als Unfallgegner habe, habe ein viermal höheres Risiko zu sterben als bei einem gewöhnlichen Pkw. Aufgrund der höheren Motorhaube steige das Risiko eines tödlichen Unfalls bei Fußgängern um die Hälfte an.
An einer Mahnwache für die Getöteten beteiligten sich Samstagabend an der Unfallstelle nach Angaben eines Polizeisprechers um die 500 Menschen. Aufgerufen zu der Mahnwache hatte unter anderem der Verein Fuss e.V., ein Interessensverband für Fußgänger. Dieser forderte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auf, innerorts ein grundsätzliches Tempo 30 einzuführen.
Die Polizei hat allerdings noch keine abschließenden Erkenntnisse, was zu dem Unfall führte. Ein Polizeisprecher wollte sich nicht zu dem möglichen medizinischen Notfall des Fahrers äußern, zu dem ermittelt wird. Medienberichte über einen möglichen Herzinfarkt oder einen zum Durchdrücken des Gaspedals führenden Beinkrampf nannte er Spekulationen.
Der Fahrer wurde mit Kopfverletzungen im Krankenhaus behandelt. Sein Führerschein wurde eingezogen, außerdem eine Blutprobe entnommen, das Unfallauto wurde beschlagnahmt. Mit dem Mann im Auto saßen eine 67-jährige Frau und ein sechs Jahre altes Mädchen, die zur Beobachtung ebenfalls ins Krankenhaus kamen.
Eine 38 Jahre alte Frau und ein neun Jahre alter Junge wurden mit einem Schock vor Ort behandelt. Die Frau soll Medienberichten zufolge die Mutter des getöteten Dreijährigen sein, das 64 Jahre alte Unfallopfer soll die Mutter der Frau sein.
(Y.Leyard--DTZ)