Verfahren zu Air-France-Absturz mit 228 Toten eingestellt
Der Absturz einer Air-France-Maschine mit 228 Toten vor gut zehn Jahren bleibt juristisch unaufgeklärt: Das Verfahren gegen Air France und den europäischen Flugzeugbauer Airbus wurde eingestellt, wie aus der am Donnerstag bekannt gewordenen Entscheidung der Ermittlungsrichter hervorgeht. Hinterbliebene und eine Pilotengewerkschaft reagierten empört und kündigten Rechtsmittel an. Unter den Toten von Flug AF447 von Rio nach Paris waren auch 28 Deutsche.
Die französische Pilotengewerkschaft SNPL nannte die Verfahrenseinstellung "unerträglich und skandalös". Sie komme einer Verhöhnung der Opfer gleich, erklärte zudem der Anwalt des größten Verbands von Hinterbliebenen in Frankreich. Die Pilotengewerkschaft und der Verband wollen juristisch gegen die Entscheidung der Ermittlungsrichter vorgehen.
Die französische Staatsanwaltschaft wollte wegen "Fahrlässigkeit" gegen Air France vor Gericht ziehen, die Vorwürfe gegen Airbus wurden bereits fallengelassen. Die Staatsanwaltschaft hält es für erwiesen, dass die Fluggesellschaft die Piloten des Airbus A330 nicht ausreichend auf Risiken nach mehreren Zwischenfällen hinwies.
Das Flugzeug war am 1. Juni 2009 über dem Atlantik abgestürzt. 228 Passagiere und Besatzungsmitglieder kamen ums Leben, darunter 28 Deutsche. Die Maschine war in ein schweres Gewitter geraten. In mehr als 11.000 Metern Höhe vereisten die Sensoren, so dass die Piloten keine Angaben zur Geschwindigkeit der Maschine mehr hatten.
Die beiden Ermittlungsrichter kamen in ihrer Verfügung nun zu dem Schluss, dass Air France die Piloten nicht besser auf das Absturzrisiko hätte vorbereiten können. Die Richter sehen eine "Verkettung von Umständen, die es nie zuvor gegeben hatte", heißt es in dem Dokument, das der Nachrichtenagentur AFP vorliegt.
In einem Gutachten hatte es zuvor geheißen, der Absturz sei vermeidbar gewesen. Die Gutachter wiesen zwar den Piloten die Hauptschuld zu, warfen aber auch Air France vor, dass sie ihre Piloten nicht ausreichend geschult und angewiesen habe.
Die französische Justiz hatte im Frühjahr 2011 gegen Airbus und Air France Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung aufgenommen.
(Y.Leyard--DTZ)