U-Haft wegen Verdachts der Kindesmisshandlung in deutschem Projekt in Rumänien
Wegen des Verdachts der Misshandlung deutscher Jugendlicher in einem Sozialprojekt in Rumänien sind fünf Menschen in Untersuchungshaft genommen worden, darunter der deutsche Leiter der Einrichtung. Dem Leiter des "Projekts Maramures" werde unter anderem Freiheitsberaubung und Menschenhandel sowie Bildung einer Gruppe von Straftätern vorgeworfen, sagte dessen Anwalt Ioan Sas am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP.
Drei weitere Verdächtige, darunter die deutsche Ehefrau des Projektleiters, wurden nach ihrer Festnahme am Mittwoch zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt. Die rumänische Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts, in der auf einem abgelegenen Bauernhof im Norden gelegenen Betreuungseinrichtung "Projekt Maramures" für schwer erziehbare und straffällig gewordene Kinder und Jugendlicher aus Deutschland seien Schützlinge misshandelt worden.
Den Ermittlern zufolge sollen deutsche Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren zu "übermäßiger körperlicher Arbeit" in Haushalten in dem nahe der Einrichtung gelegenen Dorf Viseu de Sus gezwungen und "sklavenartig" behandelt worden sein. Auch seien die Kinder und Jugendlichen in "erniedrigender und entwürdigender" Weise und mit "schwerer Gewalt" behandelt sowie mit Nahrungsentzug bestraft worden.
Laut dem rumänischen Jugendamt befanden sich während einer Durchsuchung am Dienstag 20 Kinder und Jugendliche in der Einrichtung, einem abgelegenen Bauernhof. Vier von ihnen seien in ein Heim gebracht worden und warteten darauf, von ihren Familien abgeholt zu werden. Sie wurden von den Ermittlern befragt.
Nach Angaben des Anwalts sind die übrigen Kinder und Jugendlichen weiterhin in der Einrichtung untergebracht: "Es funktioniert normal weiter", sagte Sas.
Das Projekt verspricht die "Rehabilitierung" von sozial auffälligen, schwierigen oder straffällig gewordenen Kindern und Jugendlichen mit Hilfe von Aktivitäten und mit psychologischer Unterstützung. Doch der rumänischen Staatsanwaltschaft zufolge durften die Jugendlichen weder zur Schule gehen noch ihre verschriebenen Medikamente nehmen. Sie hatten demnach keinen Kontakt zur Außenwelt und wurden Opfer "harter und brutaler Methoden einer sogenannten Umerziehung".
(Y.Leyard--DTZ)