Weltgesundheitsorganisation: Masern in Europa weiter auf dem Vormarsch
Die Masern sind in Europa wieder auf dem Vormarsch. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) registrierte in der ersten Jahreshälfte 2019 in 48 europäischen Ländern mehr als doppelt so viele Masernfälle wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Nach den am Donnerstag veröffentlichten Zahlen stieg die Zahl der Masernfälle von 44.175 auf 89.994. Vier europäische Staaten - Großbritannien, Griechenland, Tschechien und Albanien - büßten den Status als Masern-frei ein.
Als von Masern frei gilt ein Land, wenn dort über einen Zeitraum von zwölf Monaten keine Übertragung der Krankheit festgestellt wird. Aufgrund der Statistiken für das Jahr 2018 können Griechenland, Großbritannien, Tschechien und Albanien nicht mehr als Masern-frei angesehen werden. In Griechenland wurden 2193 Fälle festgestellt, in Albanien 1466, in Großbritannien 953 und in Tschechien 217.
"Die zunehmende Übertragung der Masern ist beunruhigend", sagte Günter Pfaff, der Vorsitzende der Europäischen Verifizierungskommission für die Eliminierung von Masern und Röteln. Wenn keine hohe Impfquote gewährleistet werde, führe das bei den Betroffenen zu "unnötigem Leid" und in einigen Fällen zum "tragischen Tod". In Europa wurden 2018 insgesamt 74 tödliche Masernfälle registriert, in der ersten Jahreshälfte 2019 waren es 37.
Masern sind eine Viruserkrankung, die schneller übertragen wird als etwa die Grippe oder Ebola. Wenn ein Infizierter niest oder hustet, bleiben die Viren noch zwei Stunden aktiv. Eine Infektion kann also noch erfolgen, wenn gar kein Infizierter mehr im Raum ist. Außerdem können Infizierte das Masernvirus bereits vier Tage vor Ausbruch des typischen Ausschlags übertragen. Es können lebensgefährlichen Komplikationen wie einer Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung auftreten, insbesondere bei ohnehin abwehrgeschwächten Menschen wie Säuglingen oder Senioren.
In zwölf europäischen Staaten, darunter Deutschland und Frankreich, sind die Masern laut WHO endemisch, diese Länder sind also nicht von Masern frei. Österreich und die Schweiz hingegen genießen auf der Basis der Daten von 2018 nun diesen Status. In Deutschland soll ab dem 1. März 2020 eine Impfpflicht für Masern gelten.
Im weltweiten Vergleich wurden in der Demokratischen Republik Kongo, Madagaskar und der Ukraine die meisten Masernfälle registriert. Nach Einschätzung der WHO gehen jedoch nur etwa zehn Prozent der Fälle in die Statistik ein.
(N.Loginovsky--DTZ)