Rumänische Justiz nimmt mehrere Verdächtige wegen Kindesmisshandlung fest
Wegen des Verdachts der Misshandlung sind mehrere Mitarbeiter eines auf die Betreuung deutscher Kinder und Jugendlicher spezialisierten Sozialprojekts in Rumänien festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft in Budapest äußerte sich am Mittwoch nicht zur Zahl der Festnahmen, laut der Agentur Mediafax handelte es sich um drei rumänische Mitarbeiter. Die Leiter des Projekts, ein deutsches Paar, wurden nach Angaben eines Projekt-Mitarbeiters von den Ermittlern zur Vernehmung abgeholt.
Am Dienstag hatte die rumänische Staatsanwaltschaft berichtet, sie ermittele gegen acht Verdächtige. Im Zentrum der Ermittlungen steht das "Projekt Maramures", das im Norden Rumäniens schwer erziehbare und straffällig gewordene Jugendliche aus Deutschland betreut.
Der Staatsanwaltschaft zufolge sollen deutsche Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren zu "übermäßiger körperlicher Arbeit" in Haushalten in dem Dorf Viseu de Sus gezwungen und "sklavenartig" behandelt worden seien. Auch seien die Kinder und Jugendlichen in "erniedrigender und entwürdigender" Weise behandelt worden und hätten nicht genug zu Essen bekommen.
Das von deutschen Behörden unterstützte Projekt verspricht die "Rehabilitierung" von sozial auffälligen, schwierigen oder straffällig gewordenen Kindern und Jugendlichen mit Hilfe von Aktivitäten und mit psychologischer Unterstützung. Doch der rumänischen Staatsanwaltschaft zufolge durften die Jugendlichen weder zur Schule gehen noch ihre verschriebenen Medikamente nehmen. Sie hatten demnach keinen Kontakt zur Außenwelt und wurden Opfer "harter und brutaler Methoden einer sogenannten Umerziehung".
Wieviele Kinder betroffen sein sollen, teilte die Staatsanwaltschaft nicht mit. Laut dem rumänischen Jugendamt befanden sich während einer Durchsuchung am Dienstag 20 Kinder in der Einrichtung, einem abgelegenen Bauernhof. Vier von ihnen seien in ein Heim gebracht worden und warteten darauf, von ihren Familien abgeholt zu werden. Die Kinder und Jugendlichen wurden demnach von den Ermittlern befragt.
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte in Berlin, der Bundesregierung seien in den vergangenen 20 Jahren keine Probleme mit dem "Projekt Maramures" bekannt geworden. Das deutsche Generalkonsulat im rumänischen Temeswar und die deutsche Botschaft in Bukarest stünden mit den rumänischen Behörden in Kontakt.
In der deutschen Kontaktstelle der Organisation in Postdam war am Mittwoch niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Auch Anrufe im rumänischen Büro der Organisation blieben erfolglos.
Die mutmaßlichen Misshandlungen sollen von 2014 bis August 2019 stattgefunden haben. Misshandlungsvorwürfe gegen das Projekt hatte es in rumänischen Medien bereits in der Vergangenheit gegeben, doch war bisher nicht gegen die Betreiber vorgegangen worden.
(Y.Ignatiev--DTZ)