Schriftstellerin Juli Zeh sieht gesellschaftlichen Frieden in Gefahr
Die Schriftstellerin Juli Zeh sieht den gesellschaftlichen Frieden in Deutschland durch die Diskrepanz zwischen Stadt und Land in Gefahr. "Wenn du in einer Gegend wohnst, wo keine Infrastruktur mehr vorhanden ist – kein Arzt, keine Schule, kein Geschäft - wo das staatliche Handeln einfach nicht mehr sichtbar ist, haben die Leute schon das Gefühl, die Politik geht an ihrem Leben und ihren Bedürfnissen total vorbei", sagte die 45-Jährige dem Magazin "Focus" laut Vorabmeldung vom Freitag.
Forderungen der Grünen zu "Elektrotretrollern oder Pappkaffeebechern" kämen den Menschen auf dem Land "total absurd" vor, sagte Zeh, die in Brandenburg in einem Dorf mit 300 Einwohnern lebt. Auf dem Dorf fehle es an allem. Dies sei aber "kein ostdeutsches, sondern ein ländliches Problem".
Zeh ist SPD-Mitglied und rät der Partei für die anstehenden Landtagswahlen im Osten, den Menschen glaubwürdig zu versprechen, "dass sich die alltäglichen Lebensbedingungen massiv verbessern". Man könne nicht über Dieselfahrverbote in den Städten reden, wenn die Menschen auf dem Land angesichts fehlenden Nahverkehrs auf ihr Auto angewiesen seien.
"Die AfD plakatiert im Wahlkampf ’Diesel retten’ - mehr brauchen die gar nicht", sagte Zeh und fragte: "Wer auf dem Dorf würde dieser Forderung widersprechen?" Auf dem Land brauche es Züge, Busse, Schulen und eine Niederlassungspflicht für Ärzte.
(P.Vasilyevsky--DTZ)