Brief von Christchurch-Attentäter an Anhänger in Russland taucht im Internet auf
Der rechtsextreme Angreifer von Christchurch hat aus der Untersuchungshaft einen Brief an einen Anhänger in Russland geschrieben, der dann im Internet veröffentlicht wurde. Die Chefin der neuseeländischen Strafvollzugsbehörde entschuldigte sich am Donnerstag für die Panne. Der Brief habe bei den Überlebenden und Hinterbliebenen des Anschlags auf zwei Moscheen neues "Leid" verursacht, sagte Christine Stevenson.
Der Australier Brenton Tarrant ist angeklagt, am 15. März in der Al-Noor- und der Linwood-Moschee in Christchurch 51 Menschen getötet zu haben. Der 28-Jährige sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis in Auckland in Untersuchungshaft.
Die neuseeländische Regierung wollte eigentlich dafür sorgen, dass der Attentäter kein öffentliches Forum für seine Hassideologie erhält. Strafvollzugsbeamte deckten nun aber auf, dass Tarrant im Gefängnis Briefe schreiben durfte.
Ein Brief, der an einen Russen adressiert war, tauchte später auf der Internetseite 4chan auf. In dem sechsseitigen Brief, der von Hand und in Druckbuchstaben geschrieben ist, geht es unter anderem um eine Russland-Reise des Australiers im Jahr 2015 und seine Bewunderung für den britischen Faschisten Oswald Mosley.
Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern, die angekündigt hatte, niemals den Namen des Attentäters auszusprechen, reagierte verärgert. "Dieses Individuum sollte seine hasserfüllte Botschaft nicht aus dem Gefängnis heraus verbreiten können", sagte Ardern bei einem Besuch im Pazifikstaat Tuvalu.
Strafvollzugsminister Kelvin Davis bestätigte, dass Tarrant insgesamt neun Briefe aus dem Gefängnis verschickt habe: zwei an seine Mutter und sieben an "Verbündete", von denen die Gefängnisleitung zwei einkassiert habe. Behördenchefin Stevenson kündigte an, die Überwachung des Briefverkehrs in der Haftanstalt zu überprüfen. Bis dahin dürfe Tarrant keine Briefe mehr verschicken.
Tarrant ist wegen 51-fachen Mordes, 40-fachen versuchten Mordes und Terrorismus angeklagt. Sein Prozess soll im Mai kommenden Jahres beginnen. Bei einer Voranhörung im Juni hatte der Australier auf nicht schuldig plädiert.
Bei einer weiteren Voranhörung am Donnerstag ging es nur um Verfahrensfragen. Anders als bei der Anhörung im Juni war der Angeklagte auch nicht per Video zugeschaltet. Das Gericht vertagte sich auf den 3. Oktober. Dann wird voraussichtlich darüber entschieden, ob der Prozess in Christchurch stattfindet oder vor einem anderen Gericht.
(Y.Leyard--DTZ)