Tropische Riesenzecke überträgt offenbar erstmals in Deutschland Fleckfieber
Zum ersten Mal in Deutschland hat offenbar eine neu eingewanderte tropische Zeckenart das schmerzhafte Fleckfieber auf einen Menschen übertragen. Ein Anfang August erkrankter Mann sei von einer Hyalomma-Zecke gestochen worden, an der sich der Erreger nachweisen ließ, teilten die Universität Hohenheim und das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr am Mittwoch mit. Dem Mann geht es demnach inzwischen wieder gut.
Der Pferdebesitzer aus Nordrhein-Westfalen hatte den Angaben zufolge Anfang August eine Zecke, die ihn gebissen hatte, an die Experten in Hohenheim geschickt. Wenige Tage später kam er mit schweren Symptomen des sogenannten Zecken-Fleckfiebers ins Krankenhaus. An dem eingesandten Blutsauger wurde das Bakterium Rickettsia aeschlimannii nachgewiesen, welches das Fleckfieber verursacht.
Der Patient erhielt entsprechende Antibiotika und erholte sich den Fachleuten zufolge schnell. Ein direkter Nachweis des Erregers bei ihm war allerdings nicht möglich, weshalb die Experten lediglich von einem Verdachtsfall sprechen.
Nach Untersuchung des Falls aus NRW "wissen wir jetzt nicht nur sicher, dass die Hyalomma-Zecke auch an Menschen geht", erklärte die Parasitologin Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim. "Es besteht leider auch der dringende Verdacht, dass hier in Deutschland eine Übertragung des Zecken-Fleckfiebers durch die Tiere tatsächlich möglich ist."
Rickettsia aeschlimannii verursacht den Angaben zufolge einen fieberhaften Infekt mit Kopf- und Muskelschmerzen, extremen Gelenkschmerzen "und einem Gefühl, als würde man verbrennen". Zudem bildet sich Hautausschlag, der dem Fleckfieber den Namen gibt.
Die Hyalomma-Zecke ist zwei- bis dreimal so groß wie ihre europäischen Verwandten und hat auffällig geringelte Beine. Sie wurde bislang vermutlich von Zugvögeln eingeschleppt. Anders als europäische Zecken jagt die Hyalomma-Zecke aktiv und kann Warmblüter über mehrere hundert Meter verfolgen. Vor allem große Säugetiere wie Pferde sind für sie attraktiv.
Hyalomma-Zecken sind ursprünglich in den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens und Südeuropas beheimatet. Im eurasischen Raum gelten sie unter anderem als wichtige Überträger des Krim-Kongo-Virus und des Hämorrhagischen Fiebers. Solche Erreger wurden bei in Deutschland eingesammelten Zecken bisher aber nicht nachgewiesen, erklärte am Mittwoch Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr.
Den Fleckfieber-Erreger dagegen tragen demnach etwa die Hälfte der hierzulande entdeckten Exemplare. Die Gesamtzahl der Hyalomma-Zecken in Deutschland liege 2019 "deutlich höher als im Vorjahr", erklärte die Experten Mackenstedt. Um die Verbreitung weiter zu untersuchen, bitten die Forscher die Bürger, festgebissene Zecken fachgerecht zu entfernen und an die Parasitologie der Uni Hohenheim zu schicken.
(Y.Leyard--DTZ)