US-Polizei nimmt Bekannten des Todesschützen von Dayton fest
Gut eine Woche nach dem Schusswaffenangriff in Dayton mit neun Toten hat die US-Polizei einen Mann festgenommen, der Waffenteile für den Todesschützen besorgt haben soll. Dem mit dem mutmaßlichen Angreifer befreundeten 24-Jährigen werde vorgeworfen, gegen das Waffenrecht verstoßen zu haben, teilte der US-Bundesanwalt Benjamin Glassman am Montag mit. Der Mann werde jedoch nicht beschuldigt, direkt an der Bluttat beteiligt gewesen zu sein.
Am 4. August hatte ein bewaffneter 24-Jähriger in einem Ausgehviertel der Stadt Dayton im Bundesstaat Ohio auf offener Straße das Feuer eröffnet und neun Menschen getötet, bevor er von Polizisten erschossen wurde.
Der nun festgenommene Freund gab nach Angaben der Ermittler zu, Waffenteile für den mutmaßlichen Todesschützen erworben zu haben. Demnach hatte er ein Gewehrteil, ein Magazin mit Munition und kugelsichere Kleidung gekauft und in seiner Wohnung gelagert. Sie wurden dann nach Angaben der Bundespolizei FBI vor etwa sechs bis acht Wochen von dem Dayton-Täter abgeholt.
Die gegen den Festgenommenen erhobenen Anschuldigungen beziehen sich jedoch nicht auf diese Käufe. Ihm wird vielmehr angelastet, beim Kauf einer für sich selbst erworbenen Pistole seinen Drogenkonsum absichtlich verschwiegen zu haben. Es gebe keinen Beweis dafür, dass der 24-Jährige "absichtlich an der Planung des Schusswaffenangriffes teilgenommen hat", sagte Glassman.
Die Motive des Täters von Dayton, der bei dem Angriff unter anderem seine eigene Schwester erschoss, sind weiterhin unklar. Laut FBI befasste sich der Täter mit "gewalttätigen Ideologien".
Kurz vor der Bluttat von Dayton hatte ein mutmaßlich rassistisch motivierter 21-Jähriger in der texanischen Grenzstadt El Paso 22 Menschen getötet.
Die beiden Schusswaffenangriffe hatten eine neue Debatte über die lockeren Waffengesetze in den USA ausgelöst. Mehr als 200 Bürgermeister forderten den US-Senat dazu auf, ein bereits vom Repräsentantenhaus angenommenes Gesetz zu verabschieden, das nähere Überprüfungen für alle Waffenkäufe und eine stärkere Regulierung beim Handel mit gebrauchten Waffen vorsieht.
Auch Ex-Vizepräsident Joe Biden, der sich derzeit um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten bewirbt, forderte strengere Kontrollen. "Wir haben ein riesiges Problem mit Schusswaffen", schrieb Biden in einem am Montag veröffentlichten Artikel in der "New York Times". Schusswaffen seien eine "Bedrohung unserer nationalen Sicherheit - und so sollten wir sie auch behandeln", forderte Biden.
US-Präsident Donald Trump sandte in der Frage nach Verschärfungen des Waffenrechts widersprüchliche Signale aus. Zwar hatte er kurz nach der Tat verstärkte Hintergrundüberprüfungen von Waffenkäufern gutgeheißen. Zugleich bezeichnete er sich im Kurzbotschaftendienst Twitter als "größten" Anhänger des Zweiten Verfassungszusatzes, aus dem der weitgehend ungeregelte Waffenverkauf in den USA abgeleitet wird.
In Dayton und El Paso hatten vergangene Woche zahlreiche Menschen gegen Besuche des US-Präsidenten protestiert. Die Demonstranten warfen Trump Rassismus vor und forderten ihn auf Plakaten dazu auf, den Verkauf von Sturmgewehren zu verbieten.
(Y.Ignatiev--DTZ)