Barr räumt "ernsthafte Unregelmäßigkeiten" bei Epsteins Überwachung in Haft ein
Der Fall des US-Multimillionärs Jeffrey Epstein beschäftigt auch nach dessen mutmaßlichem Suizid Politik und Behörden. US-Justizminister Bill Barr räumte am Montag "ernsthafte Unregelmäßigkeiten" bei der Überwachung des mutmaßlichen Sexualstraftäters in der Haft ein. Zugleich sicherte er zu, dass gegen mögliche Komplizen auch nach Epsteins Tod weiter ermittelt werde. In Frankreich wurden unterdessen Rufe nach Ermittlungen zu möglichen Querverbindungen des mutmaßlich von Epstein betriebenen Sexhandels mit Minderjährigen laut.
Der Justizminister und sein ganzes Ministerium seien "entsetzt" und "wirklich wütend" gewesen, als sie von den Versäumnissen des Metropolitan Correctional Center im New Yorker Stadtteil Manhattan erfahren hätten, sagte Barr vor Journalisten. Diese Versäumnisse seien "zutiefst besorgniserregend" und verlangten "eine gründliche Untersuchung". Der Justizminister sicherte zu, dass trotz Epsteins Tod die Ermittlungen zu den Vergehen fortgesetzt würden.
Mögliche Komplizen des Multimillionärs sollten sich nicht in Sicherheit wiegen, warnte Barr. "Die Opfer verdienen Gerechtigkeit und werden sie bekommen", versprach er. "Wir werden den Geschehnissen auf den Grund gehen und es wird Rechenschaft geben."
Epstein war am 6. Juli bei der Rückkehr von einer Frankreich-Reise in den USA festgenommen worden. Der Multimillionär, der mit zahlreichen Politikern und Prominenten befreundet war, soll zwischen 2002 und 2005 Dutzende teils minderjährige Mädchen in seinen Häusern in New York und Florida sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben.
Im Falle einer Verurteilung hätten ihm bis zu 45 Jahre Haft gedroht. Bereits 2008 war Epstein wegen der Prostitution junger Frauen zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt worden.
Am Samstagmorgen wurde der 66-Jährige tot in seiner New Yorker Gefängniszelle gefunden. Nach Angaben des US-Justizministeriums hatte er Suizid begangen. Barr kündigte noch am Samstag eine Untersuchung der Todesumstände an, da diese "ernste Fragen" aufwürfen. US-Medien zufolge hatte die Belegschaft des Gefängnisses wegen Personalmangels Überstunden gemacht. Außerdem hatte Epstein entgegen der Vorschriften keinen Zellengenossen.
Zuvor hatte bereits die US-Bundespolizei FBI Ermittlungen eingeleitet. Epstein war erst rund zwei Wochen vor seinem Tod nach einem mutmaßlichen Suizidversuch bewusstlos in seiner Zelle gefunden worden.
Eine der Zeuginnen im Fall Epstein, die inzwischen volljährige Virginia Giuffre, hatte am Freitag ausgesagt, sie sei die "Sex-Sklavin" des Multimillionärs gewesen und zu Sex mit zahlreichen bekannten Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft gezwungen worden - was diese ausnahmslos bestritten. Die 36-Jährige gab zudem an, für sexuelle Handlungen zum französischen Geschäftsmann Jean-Luc Brunel, Chef einer Model-Agentur, geschickt worden zu sein.
Epstein reiste regelmäßig nach Paris, wo er eine Immobilie im wohlhabenden 16. Arrondissement besaß. Zwei französische Kabinettsmitglieder setzten sich am Montag dafür ein, Ermittlungen zu Querverbindungen des mutmaßlichen Sexhandels nach Frankreich anzustellen. Frankreichs Justizministerin schob den Forderungen jedoch schnell einen Riegel vor. Juristische Vorgehensweisen "werden nicht von der Regierung entschieden", erklärte Nicole Belloubet mit einem Verweis auf ein entsprechendes Gesetz.
(A.Nikiforov--DTZ)