US-Behörden untersuchen mutmaßlichen Suizid des Multimillionärs Epstein
Das US-Justizministerium und die Bundespolizei FBI untersuchen den mutmaßlichen Suizid des wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger inhaftierten Multimillionärs Jeffrey Epstein. Er sei "entsetzt", vom Tod des 66-Jährigen in dessen Gefängniszelle zu hören, erklärte Justizminister Bill Barr am Samstag. Sein Tod im Gefängnis werfe "ernste Fragen auf, die beantwortet werden müssen." Er habe daher eine Untersuchung der Umstände angeordnet. Am 23. Juli hatte Epstein im Gefängnis offenbar einen ersten Suizid-Versuch unternommen - die daraufhin angeordnete verschärfte Überwachung war aber laut "New York Times" am 29. Juli aufgehoben worden.
Seit Epstein am 6. Juli bei der Rückkehr von einer Frankreich-Reise festgenommen wurde, gab es einen Strudel von Enthüllungen zum sexuellen Missbrauch dutzender Mädchen, den Epstein in den Jahren 2002 bis 2005 organisiert haben soll.
Eine der Zeuginnen, die inzwischen volljährige Virginia Giuffre, sagte aus, sie sei Epsteins "Sex-Sklavin" gewesen und zu Sex mit zahlreichen bekannten Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft gezwungen worden - was diese ausnahmslos bestritten.
Die Staatsanwaltschaft lehnte eine Freilassung Epsteins unter Auflagen im vergangenen Monat ab und verwies zur Begründung auf Fluchtgefahr. Epsteins Vermögen wird auf mehr als 500 Millionen Dollar geschätzt.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergaben, dass Epstein jungen Frauen oftmals für Massagen und sexuelle Dienste oder für die Anwerbung weiterer Frauen Barbeträge von mehreren hundert Dollar zahlte. Die Zeugenaussagen stammen zum Teil von Frauen, die zum fraglichen Zeitpunkt erst 14 Jahre alt waren.
Epstein war bereits 2008 zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt worden, weil er die Prostitution junger Frauen in Florida organisierte. Die Ermittlungen kamen neu ins Rollen, als die Zeitung "Miami Herald" Ende 2018 die fragwürdigen Umstände aufdeckte, unter denen damals eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft zu Stande gekommen war.
Im Juli musste dann Arbeitsminister Alex Acosta zurücktreten, weil sich herausstellte, dass er in seiner Zeit als Staatsanwalt vor mehr als zehn Jahren die außergerichtliche Einigung mit Epstein mit ausgehandelt hatte, die diesem im Gegenzug für ein Geständnis einen Prozess vor einem Bundesgericht ersparte.
Nach seinem mutmaßlichen Suizidversuch vom 23. Juli wurde Epstein bewusstlos und mit Spuren am Hals in seiner Zelle gefunden. Die "New York Times" und andere Medien berichteten nun, er habe sich schlussendlich erhängt. Das wurde von den Behörden zunächst nicht bestätigt.
Im Falle einer Verurteilung hätten Epstein bis zu 45 Jahre Haft gedroht. Der Prozess gegen ihn sollte frühestens im Juni kommenden Jahres beginnen. Erst am Freitag waren zu dem Fall rund 2000 Seiten Dokumente freigegeben worden. Die Staatsanwaltschaft von Manhattan erklärte, der Fall werde nicht zu den Akten gelegt.
Der Hedge-Fonds-Manager Epstein, ein ehemaliger Mathematik-Lehrer, hatte Luxus-Wohnsitze in Palm Beach und New York und Verbindungen in die höchsten Kreise - bis hin zu Ex-Präsident Bill Clinton, Prinz Andrew und dem heutigen US-Präsidenten Donald Trump.
Trump bezeichnete Epstein 2002 im "New York Magazine" als "großartigen Typen", von dem es heiße, "dass er schöne Frauen genauso mag wie ich, und viele von ihnen sind jünger". Nach dem Tod Epsteins leitete Trump eine Twitter-Nachricht weiter, in der ohne Begründung die Verschwörungstheorie aufgestellt wird, Clinton sei in den Tod Epsteins verwickelt.
(A.Stefanowych--DTZ)